zum Hauptinhalt

Kultur: Und Ai Weiwei?

Was das „Kulturjahr Chinas in Deutschland“ bringen soll.

Musik geht immer: Auf diesen Nenner kann man die Pressekonferenz zum anstehenden „Kulturjahr Chinas in Deutschland“ bringen, zu der die chinesische Botschaft am Donnerstag geladen hat. Gefeiert werden soll die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 40 Jahren. Das Kulturjahr wird am Montag mit einem Konzert des China Philharmonic Orchestra unter Long Yu im Konzerthaus eröffnet. Die anschließende, von „Young Euro Classic“-Macherin Gabriele Minz organisierte Eröffnungswoche bietet hauptsächlich Musik, etwa eine Kunqu Oper, die laut Dramaturg Dieter Rexroth wesentlich älter ist als die ältesten europäischen Opern, oder ein Klavierrezital von Yingdi Sun mit Liszts h-Moll-Sonate. Im Kulturjahr selbst sollen dann in 30 deutschen Städten auch Theater, Tanz und bildende Kunst auf dem Programm stehen.

Aber natürlich nicht Ai Weiwei. Der oppositionelle Künstler war vergangenes Jahr verschleppt worden, kurz nach Eröffnung der Ausstellung „Die Kunst der Aufklärung“ in Peking – die er als „anbiedernd“ kritisiert hatte. Auf der Konferenz wird sein Name lautstark verschwiegen, Botschafter Wu Hongbo präsentiert stattdessen stolz Zahlen: 66 deutsch-chinesische Partnerstädte, 91 Freundschaftsvereine. „Deutsche Literatur und Musik gelten in China als Kunst. Chinesische Kunst gilt in Deutschland dagegen schnell als Propaganda“, so Wu Hongbo. „Bitte fällen Sie kein Urteil, bevor das Kulturjahr überhaupt begonnen hat.“ Eine „Plattform für Austausch und Dialog“ soll es werden, so Chen Ping vom Kulturministerium in lupenreinem Deutsch.

Dann nimmt ein Journalist doch noch den verfemten Namen in den Mund: Wo denn die Höhepunkte seien, will er wissen, etwa „Künstler wie Ai Weiwei?“ Der chinesische Botschafter schluckt kurz. „Wir werden unseren deutschen Freunden aufrichtig unsere besten Köpfe präsentieren“, sagt er. Udo Badelt

Zur Startseite