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Kultur: Unpathetisch

Das sonnabendliche Hofkonzert mußte wegen Regens in den Saal der alten Schultheiss-Brauerei verlegt werden.Umzingelt von allerlei Geräusch, umstellt von Reklametafeln erklang hier dennoch unangefochten erlesene Musik.

Das sonnabendliche Hofkonzert mußte wegen Regens in den Saal der alten Schultheiss-Brauerei verlegt werden.Umzingelt von allerlei Geräusch, umstellt von Reklametafeln erklang hier dennoch unangefochten erlesene Musik.Hing es mit der Herkunft der griechisch-amerikanischen Geigerin Ariadne Daskalakis und der russisch-israelischen Pianistin Miri Yampolski zusammen, daß die Musik südliche Wärme und Helligkeit ausstrahlte? Der schlanke, unpathetische Ton der Geigerin und das bewegliche, auslotende Tastenspiel der Pianistin harmonisierten glänzend.

Am schwierigsten war wieder einmal Mozart.Zu Beginn, aber nicht nur zum Einspielen vorgetragen, in ihrem lyrisch-ruppigen Kontrastcharakter geschmackssicher getroffen: eine von den mittleren Sonaten.Mozarts Kampf mit der Gattung war gut hörbar.In dieser relativ harmlosen F-Dur-Sonate (KV 376) ist die französelnde Rokoko-Manie einer bloß begleitenden Violine, die bestenfalls das Klavier zum Singen bringen sollte, bereits überwunden und die Geigenstimme in einen exponierten Dialog gleichrangiger Partner eingesponnen.Komposition und Wiedergabe hielten sich wunderbar fern von allem Preziösen wie Dramatischen.

Mit einer der frühesten Kompositionen Ravels, einer einsätzigen Violinsonate, sprang das Programm an die Schwelle des 20.Jahrhunderts, in dem es dann verweilte.Ravels geschmeidige und vitalistische Exaltationen verblieben ganz im Banne seines späteren Lehrers Fauré, dessen einzige Violinsonate viele typische Merkmale durch eine brillante Darbietung offenbarte: weit ausschwärmende thematische Linien der Geige, mit lückenlos dichter Bogenführung ausgeführt und ein Klavierpart, der seine Abkunft von der Orgel wegen gebrochener Akkordfülle, vieler Tupfer und stehender Klänge nicht verleugnen kann.Mit letzter Hingabe spielten beide Musikerinnen die Partita von 1984 des polnischen Komponisten Lutoslawski.Auch ohne strukturales Hören wurde die gewaltige gestische Kraft dieses Werks deutlich.Die trotz aller Rasanz wehmütigen Rumänischen Volkstänze von Bartók gemahnten an Ravel.Nur ein im benachbarten Park hereinbrechendes Feuerwerk konnte die fälligen Zugaben verhindern.

PETER SÜHRING

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