zum Hauptinhalt

Kultur: Unsanfter Salon-Horror

Jeder kennt sie, kaum einer glaubt sie: Großstadtmythen, moderne Märchen.Da werden Legenden erzählt wie die von Billy, der an Krebs erkrankt in einer schottischen Klinik liegt und den letzten Wunsch hat, mit seiner Postkartensammlung ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen.

Jeder kennt sie, kaum einer glaubt sie: Großstadtmythen, moderne Märchen.Da werden Legenden erzählt wie die von Billy, der an Krebs erkrankt in einer schottischen Klinik liegt und den letzten Wunsch hat, mit seiner Postkartensammlung ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen.Millionen schreiben ihm, auch Ronald Reagan.Billy existiert nicht.Oder Geschichten wie die der jungen Frau, die ein Tankwart aus dem Auto lockt.Der Frau geschieht aber nichts, im Gegenteil, der Tankwart wollte sie aus dem Auto holen, weil er auf dem Rücksitz einen Mann mit Axt liegen sah.Der Göttinger Universitätsprofessor Rolf Wilhelm Brednich hat aus diesen Legenden eine Buchreihe gemacht, Hollywood einen Film.

Denn einige besonders blutige Mythen bilden das Gerüst des Horror-Thrillers "Düstere Legenden", der versucht, von der Wiederauferstehung und neuen Salonfähigkeit des Horror-Genres zu profitieren.Die Idee des Films, produziert vom "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast"-Team, ist vielversprechend.Im Umfeld einer Universität geschehen Morde, deren Strickmuster modernen Legenden nachempfunden ist.Aus den Horrorgeschichten, die sich die Studenten gegenseitig erzählen, wird tödliche Wirklichkeit.So weit, so clever.Das Spiel mit Neugier, Voyeurismus, Schadenfreude, Lust an der Angst und den Abgründen der menschlichen Seele könnte einen sehenswerten Horrorfilm ergeben.Aber aus dem anfänglich angenehmen Gruseln wird ein großes Gähnen.Zu oft rennen sich Menschen überraschend und mit dramatischer Musikuntermalung über den Haufen.Irgendwann wird aus dem legendenhaften Morden primitives Töten.Und die Auflösung des Schlachtens ist zum einen sehr enttäuschend und macht den Film zum anderen im Nachhinein passagenweise unlogisch.Nur zu erahnen ist eine darstellerische Leistung.Jared Leto, der Campus-Reporter Paul, dreht einen Thriller mit Brad Pitt und darf da vielleicht wirklich schauspielern.Natasha Wagner ("Lost Highway") als Mordopfer und Rebecca Gayeart ("Scream 2") als eine der Hauptfiguren erinnern an bessere Filme.Fans können vielleicht dem Kurzauftritt des Nestors unter den Psychopathen, Robert Eklund als William Wexler, etwas abgewinnen.Obwohl da Robert Eklund als Freddy Krüger eindeutig vorzuziehen ist.Genau wie ein Märchenbuch den "Düsteren Legenden".

Auf 15 Berliner Leinwänden; Kurbel (OV)

DIRK SCHÖNLEBE

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false