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Unsere LESERJURY: Grenzen finden

Jurymitglied: ANGELIKA BURGHARDT-KÜHNE

Wer einen anderen künstlerisch darstellt, sei es mit Fotografie oder im Film, eröffnet immer eine Verführungssituation. Er bringt den anderen dazu, etwas von sich preiszugeben – und wird damit vielleicht auch selbst verführt: Auf der einen Seite ist die Bereitschaft eines Menschen sich darzustellen, auf der anderen die Gefahr, ihn vorzuführen. Protagonisten, in welcher Kunstform auch immer, auch Schauspieler, müssen nicht nur gefordert werden, sie brauchen auch Fürsorge. Da bewegt man sich als Filmemacher auf einem schmalen Grat. Das Thema Grenzen, das spielt auch in meiner Arbeit eine Rolle, ich bin Psychologin im Gefängnis, ich arbeite mit Menschen, die Grenzen verletzt haben, aus Not oder Verführung, die die Grenze erst finden müssen. Da gab es einen Forumsfilm, „Shahida“, der hat sich genau damit beschäftigt: Die Filmemacherin hat mit palästinensischen Frauen gesprochen, die ein Selbstmordattentat geplant hatten und nun in Israel in Haft sind. Das war gut hingeguckt, fand ich, auch deshalb weil ich durch meine Arbeit weiß, wie sich ein Gefängnis von innen anfühlt.

Aufgeschrieben von Verena F. Hasel

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