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Kultur: Unsichtbare Körper

Gleich das Entree versetzt den Besucher in die zentrale Idee von "Minimalism and After" - und verführt ihn. Die Ausstellung der Sammlung DaimlerChrysler thematisiert die Wahrnehmung von wörtlichem und metaphorischem Raum.

Gleich das Entree versetzt den Besucher in die zentrale Idee von "Minimalism and After" - und verführt ihn. Die Ausstellung der Sammlung DaimlerChrysler thematisiert die Wahrnehmung von wörtlichem und metaphorischem Raum. Mit kräftigen Farbfeldern auf der konvexen Wand unterstreicht Jan van der Ploeg das Raumgefüge. So flächig er Pink gegen Schwarz, Orange gegen Hellblau platziert, so dynamisch wirkt das weiße Oval, um das die Farbsegmente kreisen. Raum und Bild geraten in heitere Schwingung. In seinen Wandbildern greift van der Ploeg auf ein Formelement zurück, das er Griffen von Umzugskartons entlehnt. Neben dem Infragestellen von Authentizität ist die Wechselwirkung von Raum und Betrachter das nachhaltigste Novum der Minimal Art.

Den Ursprung des Dialogs von Raum und Bild zeichnet die Ausstellung mit der "materialistischen Malerei" von Robert Ryman nach. Vier Klebestreifen, mit denen der Amerikaner das Tafelbild beim Malen an der Wand befestigte, bleiben als Leerstelle im Bild zurück. Der Verweis auf die materiellen Bedingungen von Malerei betont das Alltägliche, er wirkt fragil und verletzlich. Vielleicht behauptet sich Rymans kleines Quadrat gerade darum so eindringlich zwischen den farbsatten Großformaten von Olivier Mosset und Gerold Miller. Der in Berlin lebende Miller betont die minimalistische Referenz gleich im Titel. "hard:edged" umgrenzt den realen Raum mit scharfkantigen Rechtecken. In Gelb und Rot setzt der Aluminiumkörper ein Spiel von Farbe, Form und Raum in Gang. Auch Sarah Morris greift in ihren Bildern auf das Formenvokabular minimalistischer Skulpturen zurück. Während Sol LeWitts "Cubes" vom Sichtbaren auf das Verborgene schließen lassen, verleiht die New Yorkerin Morris dem Unsichtbaren lustvolle Körperlichkeit. "Dulles (Capital)" transformiert das Urbane in pulsierende Bildwirklichkeit, sodass das Auge in endlose Weiten zu wandern vermag.

Bewegung brachte Andre Cadere in den 70er Jahren in die Kunstwelt. Seine "Barres de Bois", ein Wanderstab aus bemaltem Holz, hinterließ der Rumäne bei fremden Vernissagen wie ein Kuckucksei. Heute sind Caderes "Ideenträger" im musealen Kontext angekommen, doch seine geistige Mobilität bleibt ungebrochen.

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