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Kunst in der Stadt. Momentaufnahme von "People looking at People".

© Jubal Battisti

Urbane Performance von Sebastian Matthias: Tanz die Stadt

Ausschwärmen und abhängen: In „People Looking at People“ von Sebastian Matthias verlassen die Tänzer den Theaterraum und tauchen ein ins urbane Leben.

Von Sandra Luzina

Die Zionskirche ist in warmes Licht getaucht. Die, die sich hier am Spätnachmittag versammelt haben, wollen nicht beten. Doch bald stellt sich eine meditative Stimmung ein. Das Gotteshaus ist erste Station eines Parcours, zu dem die Sophiensäle einladen. Ausgeheckt hat das Projekt Choreograf Sebastian Matthias, der sich als Stadtforscher begreift. In seiner Performanceserie „Groove Space“ hat er die urbanen Dynamiken von Berlin, Zürich und Tokio erkundet.

In „People Looking at People Looking at People“ verlassen die Tänzer den Theaterraum und tauchen ein ins urbane Leben. Die Zuschauer bekommen einen Stadtplan und werden sich selbst überlassen. Die Tour führt von der Kirche in eine Turnhalle, Bar, Bibliothek und Galerie. Die Übergänge von der sozialen Situation in die Kunstaktion sind jedes Mal fließend. Oft ist gar nicht klar, wer die sieben Performer sind. Ihre Aktionen sind erst sparsam, dann raumgreifender, artifizieller. Bewegungsmaterial wird stärker verfremdet.

Am Ende staunt man über sich selbst

Manchmal gelingt den Tänzern die perfekte Mimikry: Im Grimm-Zentrum verschmelzen sie mit der Menge der Studenten, die mit federnden Schritten durch das Foyer eilen. In der Eschschloraque Bar rücken sich alle näher auf den Leib. Die tolle Musikerin Simonne Jones flirtet mit einem Gast, der fast vom Barhocker kippt.

Ausschwärmen und abhängen: Gehetzte Stadtbewohner werden wieder zu Flaneuren. Einfach nur Leute angaffen, darum geht es nicht. Man begreift sich als Teil einer urbanen Gesamtchoreografie. Gerade weil die Aktionen so unaufdringlich sind, ermöglichen sie intensive Erfahrungen. Am Ende staunt man auch über sich selbst: Mit welcher Geschmeidigkeit und welchem Wissen wir uns als soziale Wesen durch die Großstadt bewegen, ist phänomenal.

wieder 2., 3. und 4. Oktober, 17 Uhr (Treffpunkt Café Kapelle)

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