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Kultur: US-Wahlkampf: Mehr Geld für die Rüstung, weniger Auslandseinsätze?

Wahlen in den USA beeinflussen die ganze Welt. Die "unverzichtbare Nation" (Madeleine Albright), die "letzte verbliebene Supermacht" (Bill Clinton), wählt auch den Mann, der über Krieg oder Frieden fast überall mit entscheidet.

Wahlen in den USA beeinflussen die ganze Welt. Die "unverzichtbare Nation" (Madeleine Albright), die "letzte verbliebene Supermacht" (Bill Clinton), wählt auch den Mann, der über Krieg oder Frieden fast überall mit entscheidet. Beide Kandidaten sind Internationalisten und Freihändler, die ihre Außenpolitik in der Kontinuität der Vorgängerregierung gestalten würden. Anders als in der Innenpolitik sind die Unterschiede lediglich graduelle. Nur ein Aspekt der Außenpolitik war ein wichtiges Wahlkampfthema: Die Stärke des US-Militärs und wo es sinnvollerweise eingesetzt werden sollte.

Verteidigungshaushalt: Gore hat mit 100 Milliarden Dollar fast doppelt so hohe Zuwächse im Pentagon-Budget wie Bush (57 Milliarden) versprochen.

Raketenabwehr: Bush befürwortet einen land- und seegestützten Schirm für die USA und die Nato-Alliierten in der Tradition von Reagans SDI-Plänen. Gore bezweifelt die technologische Machbarkeit und will Entscheidungen vertagen.

Interventionen: Gores und Bushs Kriterien für US-Auslandseinsätze sind identisch: Nationales Interesse, Machbarkeit, klare Ziele, Rückkehroption ("exit strategy"). Gore zeigt eine größere Bereitschaft, bei massiven Menschenrechtsverstößen einzugreifen. Bush würde bei Auslandseinsätzen etwas zögerlicher aktiv werden, dafür im Fall des Falles massiver auftreten.

Bosnien und Kosovo: Bushs These von der Arbeitsteilung innerhalb der Nato hat für viel Aufsehen gesorgt. Der Texaner will keinesfalls einseitig die US-Truppen vom Balkan abziehen. Er ist grundsätzlich der Ansicht, dass die Europäer für Bosnien und Kosovo zuständig sein sollten, und befürwortet Verhandlungen mit dem Ziel, die US-Präsenz weiter zu verringern.

China und Russland: Keiner der Kandidaten hat ein kohärentes Bild gemalt. Strategische Grundlinien fehlen bei beiden. In Washington wird eine Fortsetzung der reaktiven Politik erwartet.

Nahost: Gore gilt als Israel-freundlicher als Clinton; die Republikaner sind traditionell pro-israelischer als die Demokraten.

Europa, der Euro und die EU: haben im Wahlkampf keinerlei Rolle gespielt.

Handel: Beide Kandidaten haben innerhalb ihrer Partei nur eine knappe Mehrheit für den Freihandel. Gore ist nach links geschwenkt, zur gewerkschaftsnahen Basis der Demokraten. Bush würde massiv die Interessen von US-Exporteuren vertreten.

Führungsstil: Gore ist ein besessener Arbeiter, der sich selbst der beste Ratgeber ist. Sein Fachwissen ist unbestritten. Er behält gern alle Entscheidungsprozesse unter seiner eigenen Kontrolle. Bush dagegen hat als Gouverneur seine Arbeitstage selten vor neun Uhr begonnen und kaum nach 17 Uhr noch gearbeitet - und er verweist auf seine hochrangige Beraterriege.

rvr

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