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Kultur: Vanilla Ninja

Diese Woche auf Platz 38 mit: „Love Is War“

Diese drei Frauen sind in Gefahr. Ein ungeschriebenes Gesetz der Popmusik sagt: Bands, in deren Namen Vanille vorkommt, garantieren nicht nur musikalisch den größten anzunehmenden Unfug. Sie stürzten ihre Mitglieder auch in schwere Krisen. Der Rapper Vanilla Ice musste zugeben, dass sein Hit „Ice Ice Baby“ ein geklautes Riff von Queens „Under Pressure“ enthielt. Danach ging seine Karriere steil bergab. Er überlebte knapp eine Überdosis, fand zu Gott und lebt heute mit Kindern und Hunden in Florida. Das Duo Milli Vanilli zerbrach daran, dass sie nur Strohsänger waren. Einer der beiden endete tot in einem Hotelzimmer.

Lenna Kuurmaa, Katrin Siska und Piret Järvis, so heißen die drei, machen noch einen recht fidelen Eindruck. Doch singen sie auf ihrer Single „Danger Zone“ schon vom „Gift in ihren Adern“. „Love Is War“ heißt ihr Album. Pop ist auch Krieg. Lenna, Katrin und Piret stammen aus Tallinn. Sie machen Pop-Rock, der beflissen, bauchfrei und dienstleistungsorientiert klingt, wie man ihn beim Eurovision Song Contest aus den Ländern des Baltikums und des Balkans zu hören bekommt. In Estland ist man stolz auf sie. Eine Eissorte und eine Quarkspeise sind nach ihnen benannt. Niemand weiß, ob sie ihre Instrumente wirklich spielen. Aber sie waren schon mal beim ESC, für die Schweiz, Heimat ihres Produzent David Brandes. Er musste letztes Jahr zugeben, für die CDs seiner Künstler Chartmanipulationen veranlasst zu haben. Er hatte Leute beauftragt, deren Platten massenweise zu kaufen, damit sie in der Hitparade stiegen. Eine hohe Chartplatzierung ist schließlich eine sich selbst erfüllende Prophezeihung.

Ralph Geisenhanslüke

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