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Kultur: Vergewisserung der Tradition

Ein Abend zum Gedenken an den Kunstpolitiker Edwin RedslobSo etwas geschieht auch in Berlin.Eine Länderministerin, die Thüringerin Christine Lieberknecht, die einen Abend zum Gedenken an Edwin Redslob einleitet und dabei bemerkenswert viel Interesse und Verständnis verrät.

Ein Abend zum Gedenken an den Kunstpolitiker Edwin RedslobSo etwas geschieht auch in Berlin.Eine Länderministerin, die Thüringerin Christine Lieberknecht, die einen Abend zum Gedenken an Edwin Redslob einleitet und dabei bemerkenswert viel Interesse und Verständnis verrät.Ein Ministerpräsident, Bernhard Vogel, ebenfalls aus Thüringen, der sich mit unüberhörbarer persönlicher Anteilnahme in die Gestalt dieses Kunstkritikers und Kunstpolitikers vertieft hat und sie nun in einen breiten politischen Horizont stellt, bis hin zu dem Wartburg-Besuch des amerikanischen Präsidenten in der nächsten Woche.Ein Kunsthistoriker, Tilmann Buddensieg, der Redslobs Tätigkeit als "Reichskunstwart" in der Weimarer Republik mit viel Sinn für die grundsätzlichen Probleme von Politik, Formgebung und Repräsentation analysiert und in einen scharfen Blick auf die Gegenwart münden läßt.Das alles der Versuch eines Brückenschlags des vor acht Jahren wieder geborenen Landes Thüringen zu dem als Hauptstadt wieder entstehenden Berlin, an dem sich in der voll besetzten Nikolaikirche auch das Stadtmuseum, der Tagesspiegel und die FU beteiligten.Der Anlaß ist einerseits die 25.Wiederkehr des Todestages von Redslob in diesem Jahr, andererseits seine Herkunft aus Weimar und die Rolle, die er bei der Entstehung von Zeitung und Universität gespielt hat.In der Tat gehört Redslob in Berlin - wie die Ministerin sagt - zu den "großen Wiederbegründern nach dem Krieg", so wie er in seiner Heimat zu den "großen Vergessenen" zählt, die von der DDR verdrängt wurden.Das sieht in Berlin anders aus, es gibt noch viele, die mit ihm Erinnerungen verbinden - und viele sind an diesem Abend da -, aber daß seine Leistung noch gegenwärtig sei, kann man im Ernst nicht behaupten.Nun also Reden, gute Reden, auch Torelli und Bach, gespielt von dem jungen Ensemble des "Concerto Brandenburg".Ist es überholte Bildungsbürgerlichkeit, die sich hier präsentiert? Es ist ein Stück Traditions-Vergewisserung, so nötig wie nützlich - für eine Stadt wie für ein Land, die erst dabei sind, sich wieder zu finden.Eine kleine aktuelle kulturpolitische Intervention gehörte auch dazu.Stadtmuseums-Generaldirektor Reiner Güntzer konnte sich nicht verkneifen, in seiner Begrüßung Überlegungen über die künftige Entwicklung des Berlin-Museums nach der Entscheidung über das Jüdische Museum einzuklagen.Sie sind in der Tat dringlich.Die Gelegenheit war günstig: Das Berlin-Museum ist das letzte Erbe, das Redslob der Stadt hinterlassen hat.In der Ausstellung über ihn, die im Ephraim-Haus eröffnet wurde, kann man sehen, mit welchem Eifer er für das Museum und den Standort im ehemaligen Kammergericht gekämpft hat. Rdh.

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