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Kultur: Vergoldung ist Vergangenheit

Schloss Köpenick wird als Museum der Raumkunst herausgeputzt

Wenn Schloss Köpenick nach umfangreichen Sanierungsarbeiten im Frühjahr 2004 als zweiter Standort des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin und als Museum der Raumkunst eröffnet wird, werden die Besucher staunen. Wer noch die grell bunt gestrichenen Stuckdecken und Wandfelder in Erinnerung hat, schaut auf hell getünchte Adler, Wappen, Kronen und Muscheln sowie Frucht- und Laubgehänge, zu denen die wiederaufgefrischten Deckenbilder mit Motiven aus der antiken Mythologie wunderbar kontrastieren. In mühseliger Kleinarbeit haben Restauratoren Decken und Wände von dicken Anstrichen befreit und elegante Konturen und feine Zeichnungen herausgearbeitet. Sogar einige bisher unbekannte Gemälde wurden gefunden.

Dass die aus der Erbauungszeit um 1680 stammenden Farbfassungen ein wenig kalkig vom eierschalenfarbigen Grund hervor stechen, ist gewollt, betont der Kunsthistoriker Lothar Lambacher als wissenschaftlicher Betreuer der Restaurierungsarbeiten. Ziel sei die Wiedergewinnung des ursprünglichen Raumbildes der Barockzeit, und da habe man hell gestrichenen Stuck geschätzt. Wo sich Spuren sparsamer Vergoldung fanden oder wie im Wappensaal rötliche Wandfelder, werden sie wiederhergestellt. Die aufdringliche Farbpalette zwischen purpurrot, kakaobraun und preußischblau und die dicke Vergoldung aber, mit der man Decken und Wände Mitte der sechziger Jahre schmückte, als das Köpenicker Schloss Sitz des Ost-Berliner Kunstgewerbemuseum wurde, sind Vergangenheit.

Das für den brandenburgischen Kurprinzen Friedrich und nachmaligen König Friedrich I. „in“ Preußen von Rutger von Langevelt auf den Fundamenten eines mittelalterlichen Jagdschlosses errichtete Haus war 1963 als Kunstgewerbemuseum eröffnet worden. Zuvor hatte es als adliger Wohnsitz, Gefängnis, Schule und Studentenheim gedient, was der einzigartigen Innenausstattung nicht gut getan hat. Mit der Nutzung als Museum begann eine Periode ständiger Instandsetzungsarbeiten, doch erst in den neunziger Jahren kam die dringend notwendige Generalsanierung in Gang. Eine der auffälligsten Neuerungen ist die wiederhergestellte doppelläufige Fürstentreppe, über die man an Stelle einer bescheidenen Stiege in die Prunkräume gelangt.

In den Prunksälen werden Möbel, Gobelins, Tafelgeräte und kunstgewerbliche Erzeugnisse vom Mittelalter bis zum Rokoko gezeigt. Ausgestellt werden Stücke aus fürstlichen Schlössern und Patrizierhäusern, dazu kommt in einem eigens hergerichteten Saal in der zweiten Etage, der bisher Porzellandepot war, das aus dem Berliner Schloss stammende Silberbuffet. Da dieser Raum größer ist als der in den achtziger Jahren eingerichtete bisherige Aufstellungsort der königlichen Tafelgeschirre, wird der Eindruck großartig sein. Kostbar intarsierte Kunstkammerschränke werden in einem eigens dafür eingerichteten Raum gezeigt, und im weiß und hellrot gestrichenen Wappensaal wird das von Friedrich dem Großen in Auftrag gegebene Breslauer Porzellanservice geradezu inszeniert. Wer das Schloss noch ohne diese Prunkstücke erleben will, kann dies am Tag des offenen Denkmals vom 12. bis 14. September 2003 tun, wenn die Staatlichen Museen es öffnen, bevor die Ausstellung eingerichtet wird.

Helmut Caspar

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