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Kultur: Verstimmt

Die Klangwelt "alter" Musik, durch die authentische Spielweise zu neuem Leben erweckt, bietet stets eine willkommene Abwechslung zum gewöhnlichen Konzertalltag.Doch droht hier immer auch die Gefahr allzu esoterischer, manieristisch anmutender Eigenbrötelei.

Die Klangwelt "alter" Musik, durch die authentische Spielweise zu neuem Leben erweckt, bietet stets eine willkommene Abwechslung zum gewöhnlichen Konzertalltag.Doch droht hier immer auch die Gefahr allzu esoterischer, manieristisch anmutender Eigenbrötelei.

Von einer gewissen puritanischen Verbissenheit war zumindest zu Anfang das Konzert des Gambenensembles "The Royal Consort" in der Staatsbibliothek gekennzeichet.In trüber Feierlichkeit flossen Gesänge und Instrumentalstücke des 16.und 17.Jahrhunderts dahin, eher erstarrt und geschärft statt sensibilisiert durch die vielgelobten Darmsaitenschwingungen, auch in leichteren, lebhafteren Rhythmen nicht genügend profiliert und kontrastiert.Auch der Star-Countertenor David Cordier, zuletzt als "Bertarido" in Händels "Rodelinda" überaus erfolgreich, fand nicht auf Anhieb zum wirklich ausgewogenen Stimmklang; in der Höhe wirkte er oft penetrant scharf, in der Tiefe hingegen blaß.Statt wie ein Schmetterling von Blüte zu Blüte zu schweben, blieb die Koloratur in Adam Kriegers neckischem "Fleug, Psyche, fleug" in bemühter Übertreibung stecken.

Auch die Klagelieder eines Heinrich Bach, Großonkel von Johann Sebastian, und des Heinrich Schütz dienten mehr der Vorführung eines großen Stimmvolumens als des reuevollen Gemüts.Daß Cordier dennoch bezwingende melodische Bögen spannen kann, bewies das choralhafte, jedoch mit ariosen Girlanden ausgeschmückte "O Jesu chare" des Niederländers Benedictus Buns.

Während die Instrumentalisten mit "Musikalischen Spielen" und der Variationenfolge auf das damals populäre Lied "O Nachbar Roland" von Samuel Scheidt delikatere und differenzierte Klänge aufbrachten, die im schön abgestimmten Dämmerlicht der Violen kulminierten und auch einzelne Tanztypen mit energischerem Schwung herausstellten, konnte auch David Cordier mit der Arie "Pallido il Sole" des Händel-Konkurrenten Johann Adolf Hasse restlos überzeugen: Sanfter und ausgeglichener wirkte die Stimme in der Mittellage, und mit plastischerer Artikulation erreichte sie noch im letzten hüpfenden Stakkato die ersehnte graziöse Melancholie. I.H.

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