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Kultur: Viel und weich und hallig

SCHMUSEJAZZ

Vier weiße Vorhänge baumeln von der Decke, werden mal rosa, dann in allen Farben des Regenbogens angeleuchtet. Dazwischen prangen auf schwarzem Hintergrund die Buchstaben G und B. Schon das Bühnenbild ist ein Graus. Aber irgendwie passt es auch zu dem weichgespülten, kalifornischen Sunshine-Sound, den Gitarrist George Benson und seine Live-Band im Berliner Tempodrom machen. Benson gibt die Soul-Balladen und R&B-Ohrwürmer aus seinem Programm, allesamt im Schmusepopgewand der Achtziger. Er singt viel und mit weicher Stimme, zur Gitarre greift er selten.

Egal ob Cover-Version oder eigene Hitsingle, hier wird auf die Tränendrüse gedrückt. Schlimm. Die Bläserarrangements der Platten kommen vom Synthesizer, künstlicher kann es nicht mehr klingen. Erschreckend, dass sich ein Star wie Benson keinen richtigen Bläsersatz für seine Liveshow leistet. Nur in einem kurzen Solostück lässt er seine einstigen Jazzqualitäten aufblitzen. Doch der Sound ist breiig, die Gitarre hat zu viel Hall. Nichts zu spüren vom Funk und Jazz, den George Benson in den Sechzigern und Siebzigern machte. Es scheint, als ob er bewusst die Qualität drückt, um ja nicht zu anspruchsvoll zu klingen. Dem Publikum genügt es. Als er seine Charthits „Give me the Night“ und „This Masquerade“ spielt, hält es keinen auf den Stühlen. Es wird getanzt. Das Konzept geht auf. Benson vollends in die Schublade Schnulzenpop zu stecken, ist trotzdem nicht gerechtfertigt. Sein letztes Album „Absolut Benson“ hat er unter anderem mit Bassist Christian McBride, Super-Schlagzeuger Steve Gadd und Pianist Joe Sample eingespielt. Das adelt den Schmusesound dann doch wieder zum Jazz. Auch wenn im Tempodrom davon nichts zu hören ist.

Michael Schultheiss

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