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Villa del Casale auf Sizilien: Die Spur der Steinchen

Die antike Villa del Casale auf Sizilien beeindruckt mit grandiosen Mosaiken.

Überreich ist Italien mit Monumenten aus den Zeiten des römischen Reiches gesegnet – ein Schatz, der sich im Alltag jedoch oft als Bürde erweist. Aus Pompeji hört man seit vielen Jahren nur noch Hiobsbotschaften, und auch in vielen weniger bekannten Ausgrabungsstätten findet der Bewunderer römischer Baukunst beklagenswerte Zustände vor. Umso größer ist die Freude, ausgerechnet im Hinterland von Sizilien auf eine antike Villa zu treffen, in der man unendlich viel über das Leben in einem hochherrschaftlichen Hause vor 1700 Jahren erfahren kann.

Zwar ist die Anfahrt lang und mühselig, egal, ob man aus Palermo startet, aus Catania oder Taormina, doch der Weg lohnt sich: Von der Autobahn, die sich quer über die Insel zieht, biegt man bei Dittaino ab, schlängelt sich durch eine sanfte Hügellandschaft, an Piazza Armerina vorbei, immer weiter hinein in die Einsamkeit. Ihre abgelegene Position wurde zur Rettung für die luxuriöse Villa, die sich ein steinreicher Großgrundbesitzer hier errichten ließ. Denn die Anlage am Fuße des Monte Mangone blieb jahrhundertelang vergessen – und wurde darum auch nicht geplündert oder als Steinbruch missbraucht, wie so viele andere Prachtbauten der römischen Antike.

1881 kam es zu ersten Grabungsarbeiten, doch erst nach 1950 legte man die Gebäude systematisch frei. Ans Licht kamen Dutzende Räume mit fast vollständig erhaltenen Mosaikfußböden von atemberaubender Schönheit. Unfassbare 3500 Quadratmeter der Villa sind noch im Originalzustand erhalten.

Wagenlenker, Zyklopen und Bikini-Mädchen zum Greifen nah

Aus Milliarden kleiner Steinchen in 37 verschiedenen Farben haben Spezialisten, die vermutlich extra aus Nordafrika hierher engagiert worden waren, grandiose Kunstwerke geschaffen, vom einfachen Ornament bis hin zur „großen Jagd“, einem 60 Meter langen Fries, auf dem in naturalistischer Weise gezeigt wird, wie in den entferntesten Gegenden des Riesenreiches wilde Tiere eingefangen und verschifft werden, um dann bei den blutigen Spielen in den Amphitheatern des Impero romano ihr Leben auszuhauchen.

Dass die Betrachter den Mosaiken so nahe kommen können, wird durch ein System von Laufstegen ermöglicht. Weil von den Zimmern und Sälen selber zumeist nur die Grundmauern übrig geblieben sind, kann man sich in geringer Höhe über dem ursprünglichen Bodenniveau von Raum zu Raum bewegen, jedes Detail studieren, während einem die Stimme aus dem Audioguide Zusatzinformationen ins Ohr raunt.

Wagenlenker im Gymnastikraum, fischende Putten im Speisezimmer, Zyklopen im Vestibül oder der Saal mit den Bikini-Mädchen – Sportlerinnen, die tatsächlich jene knappen Zweiteiler tragen, deren Erfindung man bislang auf die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts datiert hätte –, man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Spannender und authentischer lässt sich römische Geschichte kaum erleben.

Weitere Informationen im Internet unter www.villaromanadelcasale.it

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