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Kultur: Villa Grisebach: Uneinheitliche Ergebnisse

Kunstkäufer sind unberechenbar.Manchmal legt man ihnen die schönsten Dinge zu Füßen, und sie lassen die Gelegenheit ungenutzt verstreichen; dann wieder sind sie derart begeistert, daß sie fast jeden Preis zu zahlen bereit sind.

Kunstkäufer sind unberechenbar.Manchmal legt man ihnen die schönsten Dinge zu Füßen, und sie lassen die Gelegenheit ungenutzt verstreichen; dann wieder sind sie derart begeistert, daß sie fast jeden Preis zu zahlen bereit sind.Ähnliches ließ sich bei der Kunstauktion der Villa Grisebach am zurückliegenden Wochenende beobachten, die über ein herausragendes Angebot gerade der klassischen Moderne verfügte.Obwohl das Haus mit dem Gesamtergebnis sehr zufrieden sein konnte, bot sie doch im einzelnen ein recht uneinheitliches Bild.

Am einheitlichsten war es bei der Fotoauktion, mit der die zweitägige Veranstaltung in der Fasanenstraße begann.Zwar blieben etwa 20 Prozent der Werke auf der Strecke, doch konnte der Gesamtschätzwert von 550 000 DM um fast 300 000 DM übertroffen werden (inkl.Aufgeld).Das lag vor allem an den vielen Preissprüngen für die besonders attraktiven Fotos, die nahezu alle einen neuen Besitzer fanden.Ein Berliner Händler etwa erwarb das elf Menzel-Porträts umfassende Konvolut von Jacob Hilsdorf (1904), das auf maximal 30 000 DM geschätzt war, für 60 000 DM.Mit einem Ergebnis von 22 000 DM konnte ein Wüstenfoto des Amerikaners Harry Callahan seinen Schätzwert fast verzehnfachen.Am größten jedoch war der Sprung, den das schöne Aktfoto "Torso" von Heinz Hajek-Halke von 1932 vollzog: Auf niedrige 3800 DM taxiert, wurde es nach einem langen Bietgefecht einem New Yorker Privatsammler für 65 000 DM zugeschlagen.Das ist der höchste Preis, der bislang in Deutschland überhaupt für eine Fotografie erzielt wurde.

Bei der sich anschließenden Kunstauktion lagen Licht und Schatten nahe beieinander.Georg Kolbes traumhaft schöne Bronzeplastik einer "Tänzerin" von 1922 ging für sensationelle 340 000 DM nach Wien ins Museum Leopold (bis 150 000 DM).Spitzwegs "Ständchen", um 1850 gemalt, blieb für 420 000 DM (Taxe 300 000 DM) ebenso in Berlin wie Kirchners aquarellierte Postkarte von 1910, die auf sagenhafte 100 000 DM kletterte (bis 50 000 DM).Alle Erwartungen übertraf auch Karl Hofer, dessen "Vier Frauen auf dem Balkon" von 1944 ein deutscher Sammler zum doppelten Schätzpreis für 600 000 DM erwarb.Zum teuersten Bild avancierte Max Pechsteins dekoratives Frauenbildnis von 1920, das einem westfälischen Privatsammler ganze 850 000 DM wert war (600 000 DM).Diese und andere glänzende Ergebnisse können jedoch nicht über einige empfindliche Rückgänge hinwegtäuschen.Besonders schade war es um Corinths hervorragendes Selbstporträt von 1922 (um eine Million DM) sowie Noldes "Wolken" aus dem Jahr 1918, für die bis zu 900 000 DM erhofft worden waren. MK

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