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Kultur: Virtuose Angriffe

Der Pianist Corrado Rollero im Berliner SchauspielhausVON ECKART SCHWINGERDer Mut zum Risiko beeindruckte, den der italienische Klaviervirtuose sogleich bei der fis-Moll-Sonate op.11 von Robert Schumann an den Tag legte.

Der Pianist Corrado Rollero im Berliner SchauspielhausVON ECKART SCHWINGERDer Mut zum Risiko beeindruckte, den der italienische Klaviervirtuose sogleich bei der fis-Moll-Sonate op.11 von Robert Schumann an den Tag legte.In puncto Spieltechnik, Dynamik, Tempi wagte der 1969 in Sestri geborene Corrado Rollero das Äußerste.Für eben diese Sonate hatte er auch den Sonderpreis für die beste Schumann-Interpretation beim Concours Géza Anda 1997 in Zürich erhalten, aus dem er als erster Preisträger hervorgegangen war.Die beste Interpretation seines Klavierabends im Kleinen Saal des Schauspielhauses war diese heißspornige Sonate jedoch nicht.Die Schumannschen Sturm- und Drang-Sonate ging Corrado Rollero noch zu direkt, zu schroff, zu draufgängerisch an.Da dominierte furiose Virtuosität, die freilich dem Italiener mit der Liszt-Mähne im Blut liegt.Allein die linke Hand tritt bei Rollero auf plastische Weise hervor und prasselt nur so los.Entfesselter ist dieser junge Schumann selten gespielt worden.Aber ganz ausbalanciert war das Ganze nicht, und auch musikalisch berührte es kaum. Mehr Gelegenheit, Licht und Schatten zu verteilen und tiefgründiger zu musizieren, hatte er bei Beethovens Diabelli-Variationen op.120.Trotz aller stürmischer Kraftentfaltung, virtuoser Angriffslust und knisternder Präzision war eine größere Empfindsamkeit, eine individuellere und schönere Tongebung zu vernehmen.Die stillen, kontemplativen Variationen auf Bachs Spuren blieben leicht verschattet, ganz nach innen getragen.Und wieder wurde die aggressive spielerische Intensität auf die Spitze getrieben, schlugen die Blitze ein. Bei aller Klarheit im Detail blieb dennoch ein imposanter Zug ins Große spürbar.Scheinbar Gegensätzliches prallte da aufeinander und wuchs doch auf wundervolle Weise zusammen: das Anmutsvolle, das Wilde, das Niederschmetternde, die berührende Bach-Schau Beethovens, die grimmigen Anspielungen auf Mozarts Leporello-Arie.Da spielte Corrado Rollero nicht nur Klavier, da entwarf er mit Leib und Seele packende Bilder.

ECKART SCHWINGER

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