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Ausgezeichnet. Der slowenische Komponist Vito Zuraj.

© Hans-Christian Schink

Vito Zuraj erhält Kompositionspreis: Hommage an Claudio Abbado

Die Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker verleiht den Claudio-Abbado-Kompositionspreis an den Slowenen Vito Zuraj.

Wie viele Dirigenten, hielt auch Claudio Abbado in späten Jahren von zeitgenössischer Musik Abstand, konzentrierte sich auf das Repertoire von Bach bis zur zweiten Wiener Schule. Zuvor hatte er sich aber in ungewöhnlicher Weise um Neue Musik verdient gemacht. So gründete er das bis heute bestehende Festival Wien modern und setzte sich für seinen Freund Luigi Nono ein. Im Gedenken an dieses Engagement verleiht die Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker unregelmäßig den Claudio-Abbado-Kompositionspreis, dieses Jahr an den Slowenen Vito Zuraj. Zum Preis gehört ein Auftragswerk, das die Akademisten der Philharmoniker im Kammermusiksaal uraufführen.

Mit Chiffre II und Mnemosyne für hohen Sopran und Ensemble auf eine Strophe Friedrich Hölderlins eröffnen Werke von Zurajs Lehrer Wolfgang Rihm das Programm. Das erste zeigt den kompromisslosen Expressionismus des frühen Rihm, das zweite die Tendenz zu einem fast schwelgerischen Klang. Die jungen Musiker der Akademie spielen unter der souverän- präzisen Leitung von Stanley Dodds mit größter Konzentration.

Rinnat Moriah ist sensationell

Der 1979 geborene Vito Zuraj hat „Alavò“ für Sopran, Klavier und Instrumentengruppen als Hommage an Abbado geschrieben. Trotz der bildhaften Geschichte um einen sizilianischen Prinzen verzichtet er auf vordergründiges Lokalkolorit zugunsten dicht instrumentierter Klangereignisse, der Tonfall ist voller komischer Pointierungen und elegischer Stimmungen. Zauberhaft eine kurze Wiegenlied-Passage, von großartiger Wirkung die in die Stille tröpfelnden Schlusstöne. Sensationell ist die israelische Koloratursopranistin Rinnat Moriah, die über ein traumhaftes Gespür für die Idiomatik dieser Musik verfügt.

Als Ausflug in die deutsche Romantik kommt noch Schumanns berühmtes Klavierquintett dazu. Pianist Jean-Frédéric Neuburger und vier Akademisten beeindrucken in einer ergreifenden Interpretation durch Temperament, Mut zur Ruhe, Artikulation und aufmerksames Zusammenspiel.

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