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 Mizuka Ueno vom Tokyo Ballet und Luigi Bonino in „Cheek to Cheek“.

© Promo

Vladimir Malakhov in Berlin: Lauter gute Freunde

Vor zwei Jahren hängte Vladimir Malakhov seine Schuhe als Chef des Berliner Staatsballetts an die Wand. Jetzt tanzt er wieder hier - bei der Gala "Malakhov & Friends".

Von Sandra Luzina

Ein Abschied muss nicht das Ende sein. Manche Liebesgeschichten gehen einfach weiter. Vor zwei Jahren trat Vladimir Malakhov als Intendant und erster Solotänzer des Staatsballetts ab, die letzte Ausgabe der Reihe „Malakhov & Friends“ hieß denn auch „The Final“. Nun gibt es ein Wiedersehen mit dem Tanzstar, der immer noch in Berlin lebt: Im Admiralspalast präsentiert er eine neue Ausgabe der Ballettgala. Er hat für die beiden Vorstellungen alte und neue Freunde eingeladen - und er tanzt auch selbst wieder in Berlin.

Malakhov, derzeit künstlerischer Berater des Tokyo Ballet, trägt selbst das finanzielle Risiko für die Veranstaltung. Doch wie sich zeigt, hat er noch viele Fans in Berlin. Der erste Abend war gut besucht, nicht nur von der russischen Community. Dass die Bühne im Admiralspalast nicht ideal für Tanz ist, war ihm durchaus bewusst. Der weiße Lappen im Hintergrund wirkt etwas ärmlich. Beleuchtung und Musikanlage lassen doch sehr zu wünschen übrig. Immerhin: Georg Vierthaler vom Staatsballett hat ihm den Tanzboden ausgeliehen, eine schöne Geste.

Nicht alle der gezeigten kurzen Stücke waren erste Sahne, enttäuschend etwa der Ausschnitt aus Maurice Béjarts „Cinq préludes pour violoncelle“. Dafür konnte man gefeierte Koryphäen und Nachwuchstalente bewundern. Stark die russische Präsenz: Die Tänzer vom Moskauer Bolschoi Ballett und dem Petersburger Mariinsky Theater waren, wie nicht anders zu erwarten, exzellent. Julia Stepanova und Denis Rodkin sind die Stars einer neuen Generation von Bolschoi-Tänzern. Im Pas de deux aus „Macbeth“ von Vladimir Vasiliev umgarnt sie ihn von hinten, tippt ihn mit angewinkeltem Bein an. Lady Macbeth, eine riesige Spinne, aus deren Netzen ihr Mann sich nicht befreien kann. Die Choreografie ist zwar recht schwülstig, doch Stepanova und Rodkin sind atemberaubend. Victoria Brileva und Fedor Murashov vom Mariinsky tragen in dem witzigen Duo „Keep Calm“ einen Moustache zum Karoröckchen. In der charmanten Schnurre kombinieren sie männliche und weibliche Attribute und Bewegungen.

Malakhov selbst tritt erst ganz zum Schluss auf

Mizuka Ueno vom Tokyo Ballet ist zwar eine tolle Tänzerin, aber die provokante Erotik von „Carmen“ liegt ihr nicht. Dafür becirct sie als Showgirl im Fransendress den elegant ergrauten Luigi Bonino in „Cheek to Cheek“ von Roland Petit. Bejubelt wurde das Tänzer-Paar Lucia Lacarra und Marlon Dino – die beiden Koryphäen haben sich gerade vom Bayerischen Staatsballett getrennt. In dem fantastischen „Spiral Twist“ von Russel Maliphant gleitet sie immer aufs Neue in Spiralen um ihn herum. Eine narkotische Sinnlichkeit besitzt der Pas de deux „Light Rain“ von Gerald Arpino zu arabisch angehauchter Musik.

Malakhov tritt erst ganz zum Schluss auf. Gemeinsam mit der Starballerina Diana Vishneva interpretiert er das ebenso komische wie melancholische Stück „The Old Man and Me“, das der berühmte Choreograf Hans van Manen für ihn kreiert hat. Der 48-Jährige schlüpft hier in die Rolle eines alten Griesgrams, den nichts mehr locken kann. Als Vishneva versucht, das Feuer wieder zu entfachen, reagiert er zuerst genervt und wagt dann doch noch ein Tänzchen mit der Schönen. Die letzte Liebe, die zum Scheitern verurteilt ist – wie Malakhov das interpretiert, ist sehr berührend. Ein Neustart ist das nicht. Aber der Abend zeigt: Malakhov ist nicht weg vom Fenster. Er will in der Tanzszene weiter mitmischen.

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