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Kultur: Volksnah bleiben!

Ganz früher einmal - und das ist noch gar nicht so lange her - hieß das Filmfest Potsdam "Europäischer Salon für Liebhaber des Jungen Films". 1993 von Irina Knochenhauer gegründet, litt das Filmfest mit dem klingenden Namen allerdings stetig darunter, daß das Potsdamer Publikum weder besonders salon-liebhaberisch noch besonders europäisch noch besonders jugendlich eingestellt war; dem Berliner Publikum wiederum, das sich vielleicht für das eine oder andere Merkmal hätte erwärmen mögen, war der Weg nach Potsdame offenbar immer ein entscheidendes Bißchen zu weit.

Ganz früher einmal - und das ist noch gar nicht so lange her - hieß das Filmfest Potsdam "Europäischer Salon für Liebhaber des Jungen Films". 1993 von Irina Knochenhauer gegründet, litt das Filmfest mit dem klingenden Namen allerdings stetig darunter, daß das Potsdamer Publikum weder besonders salon-liebhaberisch noch besonders europäisch noch besonders jugendlich eingestellt war; dem Berliner Publikum wiederum, das sich vielleicht für das eine oder andere Merkmal hätte erwärmen mögen, war der Weg nach Potsdame offenbar immer ein entscheidendes Bißchen zu weit. Schließlich: Meist ist der frühe Juli in Potsdam offenbar besonders heiß - und der Weg zum nächstbesten Badesee denn doch kürzer als jener in den dunklen, wenn auch durchaus angenehm temperierten Kinosaal.

Am Wetter können die neuen Leute vom Berliner Ventura-Filmverleih, die das Filmfest im vergangenen Jahr übernommen und zusammen mit anderen Institutionen in einen weitgefaßten Potsdamer Filmsommer integriert haben, zwar nichts ändern, wohl aber an der Konzeption. Und die soll, nach ersten Erfolgen im Startjahr, beim heute abend beginnenden und am Sonntag endenden Filmfest Potsdam noch ein bißchen populärer, will sagen: volksnäher werden. Vom künstlerisch hochambitionierten europäischen Autorenfilm und damit vom zumindest thematischen Wetteifern mit den großen Namen im internationalen Festival-Business hat man sich verabschiedet und backt dafür kleinere, dafür womöglich nahrhaftere Brötchen vor allem aus den regionalnahen Lieferbetrieben.

Und dennoch, das 70 Filme und gleich fünf Reihen umfassende Programm hat es durchaus in sich. Einer der Schwerpunkte ist erstmals der Trick- und Animationsfilm. Daber fassen die Macher den Begriff bewußt weit, vom klassischen Zeichentrick- bis hin zum total computeranimierten Film. Zu den Highlights gehören die Deutschland-Premiere der synchronisierten Folgen der US-Serie "Southpark", die RTL erst Anfang September ausstrahlt, und eine den japanischen Kult-Comics gewidmete "Manga"-Nacht. Auch spannend für Trick-Fans: drei Kurzfilmreihen mit Wettbewerb und ein Werkstattabend mit der Möglichkeit, Tricktechnikstudios zu besichtigen.

Als zweites wichtiges Standbein gilt die mit gleich vier Preisen (Bester Spielfilm, Bester Dokumentarfilm, Bester Kurzfilmpreis, Publikumspreis) gesegnete Reihe Regionaleffekt. Zu sehen sind Filme, die mit Geldern aus Berlin und Brandenburg und zumindest teilweise in der Region gedreht wurden - vom Debütfilm bis zur internationalen Koproduktion. Eröffnungsfilm ist Andreas Dresens bei der Berlinale umjubelter "Nachtgestalten", weitere Höhepunkte dürften die in Cannes präsentierten Spielfilme "Moloch" von Alexander Sokurov und "Wege in die Nacht" von Andreas Kleinert sein. Sieben weitere Spielfilme sowie 15 Kurz- und 14 Dokumentarfilme mögen die wachsende Vielfalt und Produktivität des Medienstandortes Berlin/Brandenburg belegen.

Aus aktuellem Anlaß haben die Organisatoren - zusammen mit dem Filmmuseum Potsdam - 14 Filme unter dem Motto "KriegsBilder" ins Programm genommen. Das Spektrum reicht vom sowjetischen Antikriegs-Klassiker "Die Ballade vom Soldaten" von Grigorij Tschuchrai über Konrad Wolfs "Ich war neunzehn" von 1967 bis zu den Balkan-Kriegsfilmen "Underground" von Emir Kusturica und Milcho Manchewskis "Vor dem Regen". Für Sonnabend, 19 Uhr, ist vor dem Hintergrund der immer weniger verifizierbaren Widerspiegelung der Kriegswirklichkeit in den Medien eine Podiumsdiskussion unter dem Motto "Wer bestimmt über die Bilder vom Krieg?" angekündigt.

Als Extra-Publikumsrenner könnte sich die sieben Filme umfassende Hommage an Corinna Harfouch erweisen, wohl unter den einstigen DDR-Schauspielerinnnen jene mit dem beeindruckendsten Weg im neuen, größeren Deutschland. Zu sehen sind etwa ihr früher Film "Treffen in Travers" (Regie: Michael Gwisdek), der neueste Film der Reihe ist Nico Hofmanns "Solo für Klarinette". Last but not least: Jeweils vormittags gibt es ein Kinderfilmfest - mit acht Filmen nach Erich Kästners unverwüstlichen Kinderbüchern.

Auch das Feiern in den lauen Sommernächten soll nicht zu kurz kommen. So steigt am Freitag ab 23.30 Uhr eine große Party im Thalia-Kino. Spätestens dort können sich angereiste Berliner auch von den exzellenten Verkehrsverbindungen zum Festival überzeugen. Das Hauptkino Thalia liegt direkt am S-Bahnhof Babelsberg, der S-Bahn-Shuttle geht alle zehn Minuten ab Berlin - und in den Wochenendnächten verkehrt er immerhin im Stundentakt.

Spielorte: Thalia Kino, Studio Kino Babelsberg, Filmmuseum Potsdam. Infos unter Telefon 0331/743 70 45 oder im Internet unter " www.brandenburg.de/filmfest ".

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