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Kultur: Vom Teller des Zaren

Lempertz Berlin offeriert edles Silber und Porzellan

Zar Nikolaus II. von Russland könnte von einem der sechs Silberteller gespeist haben, die Lempertz am 23. Mai in seiner Berliner Dependance mit der Losnummer 94 aufrufen wird. Vielleicht war es aber auch Viktoria Luise, die einzige Tochter Kaiser Wilhelms II., dessen Monogramm samt preußischer Königskrone die Teller ziert. Für die Hochzeit der Prinzessin mit Prinz Ernst August von Hannover 1913 wurde das Set (Schätzpreis: 8000 bis 10 000 Euro) zur Ergänzung des Hohenzollern-Silbers gefertigt.

Aus der Silberofferte, die das Kunsthaus aus Köln im Rahmen seiner zweiten Auktion mit edlem Berliner Kunstgewerbe in seiner hiesigen Niederlassung versteigert, stammt auch das teuerste Stück: eine Vermeil-Deckelterrine mit dem Wappen der Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin, für die bis 100 000 Euro erwartet werden. Johann George Hossauer, Berliner Hofgoldschmied, hat die Schüssel aus vergoldetem Silber um 1837 mit glatten Wandungen, einem Fuß im Muscheldekor sowie dem Deckelknauf aus kunstvoll gegossenen Blüten und Blättern versehen.

Zu der Versteigerung mit Berlin-Bezug gehört selbstredend die Königlich Preußische Porzellanmanufaktur, aus deren Werkstätten der Katalog mit 67 von insgesamt 144 Losnummern bestückt ist. Nachdem die Auftaktveranstaltung im letzten Jahr fast dreihundert Lose offerierte, ist die aktuelle Auswahl konzentrierter. Bei den KPM-Porzellanen ragt eine große Tazza mit der Ansicht des Kreuzbergdenkmals von Karl Friedrich Schinkel heraus. Die flache Schale, 1825 gefertigt und von einem halben Meter Durchmesser, erhebt sich auf einem matt vergoldeten Akanthusfuß. Um das Schinkel’sche Denkmal rankt ein üppiger Flor mit heimischen und exotischen Blüten, zartes Reliefgold fasst die jeweilige Malerei ein (12 000–15 000 Euro).

Kapitale KPM-Vasen sind mit einem Vasenpaar mit Motiven von Berliner Bauwerken (30 000 bis 35 000 Euro) sowie einer Medici-Vase im Angebot, die Johann Eusebius Forst zugeschrieben wird. Die differenzierte Darstellung einer Schlachtenszene sowie die feinen Goldradierungen lassen auf einen Preis von 18 000 bis 20 000 Euro hoffen. Gänzlich unbemalt, aber als Set wohl einmalig sind die allegorischen Figuren der vier Elemente. Das ausdrucksstarke, knapp 20 Zentimeter hohe Ensemble ist auf 12 000 bis 15 000 Euro taxiert und stammt aus der ersten Berliner Porzellanmanufaktur, die 1751 von Wilhelm Caspar Wegely gegründet wurde und später in der KPM aufging.

Kunsthaus Lempertz, Poststraße 22;

Vorbesichtigung bis 23. Mai: Sa. 10–16, So. 10–15 Uhr, Mo. & Di. 10–17.30, Mi. 10–16 Uhr. Auktion: Mittwoch, 23. Mai, 18 Uhr.

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