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Kultur: Von A wie Augenblick bis T wie Toleranz ...

FAULstinkend, verfault, morsch..

FAUL

stinkend, verfault, morsch... aus der ersten bedeutung entspringt unmittelbar die heute vorherschende. wir sagen einer ist so faul, dasz er stinkt, stinkfaul, und eine grosze und anhaltende faulheit ist stinkend.



Michael Sommer,

DGB-Vorsitzender

Faul ist eine Verhaltensweise, die nicht nur schlecht ist, sondern die auch zum menschlichen Sein gehört. Bei Faul fällt mir auch das Gegenteil ein, nämlich aktiv, arbeitsam, das, was arbeitende Menschen eigentlich ausmacht. Sie sind nicht faul. Wir haben ab und zu mal ein Recht auf Faulheit, weil auch der Mensch sich entspannen muss. Das fällt mir bei Faul ein – ein schönes, kurzes deutsches Wort, muss ich sagen. Faul ist kurz, knapp, klar, jeder weiß, was damit verbunden ist.









FREIHEIT

der älteste und schönste ausdruck für diesen begrif war der sinnliche freihals, ein hals, der kein joch auf sich trägt...

mittelhochdeutsch, geschweige neuhochdeutsch, hört diese benennung auf. freiheit ist uns nun der technische ausdruck geworden. ...freiheit im gegensatz zu knechtschaft, ... freiheit gegenüber dem kerker, ... freiheit vom band der liebe und ehe.



Sigmar Gabriel,

SPD-Vorsitzender

Freiheit ist für mich mehr als Freiheit von Not und Unterdrückung, von Folter und Verfolgung. Das ist natürlich ganz wichtig, aber Freiheit ist noch mehr. Freiheit ist auch die Freiheit zu etwas und nicht nur die Freiheit von etwas: die Freiheit zu einem selbstbestimmten Leben, aus seinem Leben etwas machen zu können. Das, so glaube ich, ist ein wichtiger Anspruch für eine Politik, die Freiheit schaffen will: Bedingungen schaffen, unter denen man aus seinem Leben etwas machen kann.

FRESSEN

fressen ist aufessen, verzehren, ganz verschlingen, während essen häufig den partitivbegrif hat und davon essen ausdrückt...

da nun die thiere das ihnen hingeworfne futter… verschlingen und verzehren, so bezieht sich auf sie die stärkere, rohere vorstellung des fressens. das thier friszt, der mensch iszt, und erst wenn er thierisch einschlingt, wird ihm auch fressen beigelegt.

David Wagner, Schriftsteller

Wenn ich das Wort ,Fressen’ höre, denke ich immer an das Fressen für den Hund, das ich als Kind oft gemacht habe. Er bekam einen sehr abgeschlagenen Topf und da kamen dann Haferflocken hinein, dann Hundefutter, manchmal noch frische Sachen, das wurde dann in den Zwinger gebracht und das war das Fressen. Und immer war das Wort: Hast du dem Hund das Fressen gemacht? Und erst in zweitem Augenblick höre ich dann eigentlich das Verb ,fressen’ und das Hineinstopfen.

GENIESSEN

der begriff... ist ursprünglich, viel weiter als heute, eine nutznieszung aller art, besonders in gemeinschaft.

wie weit der alte begriff von dem heutigen abstehen konnte, zeigt recht deutlich „holzes genieszen“, es verwenden, gebrauchen: „eichens holz, was man ... genieszen mag.“

Johann Kresnik,

Choreograf und Regisseur

Ja! Genießen, das ist halt was. Genießen kann man Wein, Essen, wunderschöne Musik. Man kann Filme genießen, die Natur genießen. Vor allem: Genießen kann man auch eine wunderschöne Frau, die zu einem passt. Sie muss nicht schön sein, sie muss nicht jung sein – sie muss zu einem passen. Genießen ist etwas, was wir in unserem Leben unglaublich brauchen. Und auf keinen Fall: Nicht genießen, das wäre ein großer Fehler.

GRIMMIG

wütend, zornwütig, ergrimmt ... namentlich in jüngerer zeit zuweilen fast gleich „zornig“; ... ein erst in neuerer zeit sich entwickelnder gebrauch: das adjektiv bezeichnet nicht die ausbrechenede, sondern die verhaltene und versteckte wuth ...

„da sah der feind, mit grimmiger bewundrung, starr ihm nach!“



Maren Kroymann,

Schauspielerin und Kabarettistin

Grimmig ist ein ausdrucksstarkes Wort, das viel zu selten benutzt wird. Grimmig hat was Ernstes – es mangelt einem Menschen, der grimmig guckt an Humor. Grimmig ist „grr“ – da ist man sozusagen naturalistisch in sich gefangen und kann gar nicht drüber hinaus. Manchmal gucken oder reden Menschen grimmig, sie möchten aber, was heute so modern ist, immer souverän wirken und sie schaffen es aber nicht.

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