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Kultur: Von Bayern und anderen Tieren

Werner Herzogs Fotosammlung in Berlin.

Im Filmhaus am Potsdamer Platz ist es in den letzten Jahren eng geworden. Die Bibliothek musste Material auslagern, das Archiv nimmt nicht mehr jeden Nachlass an. Doch wenn Werner Herzog seine Sammlung anbietet, sagt niemand nein. Über 16 000 Fotos, in zwei Jahren von Mitarbeitern des Hauses eingescannt, dokumentieren seine Karriere. Dazu kommen Schriftstücke wie die Korrespondenz mit einer Tieragentur, geografische Karten und die Gästeliste der „Fitzcarraldo“-Premiere. Von den Fotos sind ab sofort 600 in einer Online-Galerie zu bewundern. Herzog erschien am Montag persönlich im Filmhaus, um die Galerie freizuschalten.

Von einigen Aufnahmen zeigt er sich überrascht. „Wusste gar nicht, dass es ein so herzliches Bild von Klaus Kinski und mir gibt“, kommentiert er einen Schnappschuss während der Dreharbeiten zu „Cobra Verde“. Um dann die berüchtigten Aufnahmen zu erklären, auf denen Kinski ihn würgt oder mit einer Machete bedroht. Das war nur Spiel. „Immer, wenn ein Fotograf in der Nähe war, hat er sich produziert.“

Eine kuriose Aufnahme zeigt Herzog auf einem Rasen. Er sieht aus wie ein Läufer am Ziel, den Kopf in den Nacken geworfen. Die Geschichte dahinter? Herzog hat einem Kleindarsteller, der in seiner Rolle ausgepeitscht wurde, die Körperhaltung vorgemacht. Seinem Bruder Lucki Stipetic gefiel das Bild mit seiner „ekstatischen Wahrheit“ so gut, dass er es für die Startseite der Homepage ausgewählt hat. (www.deutsche-kinemathek.de/archive/sammlung-werner-herzog)

Ihm ist zu verdanken, dass die Sammlung existiert. Nach Herzog gehört sie „weggeschmissen“. Einige Dokumente seien ihm peinlich. „Da ist eine unangenehme, harte Wahrheit drin, und so soll es sein.“ Größenwahn und Bescheidenheit liegen nah beieinander. „Ich vermute, meine Filme werden mich überleben.“ Auf die Frage, warum er sich als bayerischer Filmemacher verstehe, antwortet er: „Weil außer mir nur Ludwig II. so etwas gemacht hätte.“ Uneitel verweist er auf den Hollywood-Film mit Tom Cruise, den er 2011 abgedreht hat. Er spielt darin einen Bösewicht. Zudem will er ein unvollendetes Projekt des 2011 verstorbenen Regisseurs Bernd Eichinger fortführen, die Verfilmung des Romans „Vernon God Little“ von DBC Pierre.

Seit Sonntag präsentiert das Arsenal neue Produktionen des Regisseurs. Die Veranstaltung „An den Grenzen“ endet am kommenden Freitag mit einem Symposium, auf dessen Programm Beiträge wie „Herzogs Zoo“ stehen, bei dem es um den Einsatz von Tieren in seinem Werk geht. Der Mann ist gefragter denn je und zeigt einmal mehr Bescheidenheit. „Ich hab das Kino nie als Kunstform empfunden, aber es ist eine großartige Erfindung. Ohne Filme wären wir gar nicht mit einem Bildgedächtnis ausgestattet.“ Frank Noack

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