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Kultur: Von der Stange

Claus Rasmussen in der Galerie Friedlaender

Den Unterschied sieht man vielleicht nicht sofort, aber ein gutes Gefühl gibt es dem Träger doch – ein maßgeschneidertes Hemd. Und so dreht sich das Kleidungsstück in Claus Rasmussens Installation „The History of the White Shirt“ wie die Preziose eines Juweliers in der Auslage um die eigene Achse, angestrahlt von einem Scheinwerfer, der theatralische Schatten wirft. Wer ein weißes Hemd trägt, gilt als gut angezogen. Obwohl es viele Menschen tragen.

Rasmussen widmet sich in seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Cinzia Friedlaender standardisierten Dingen. Eine Ideenblase schwebt über den Arbeiten des dänischen Künstlers. Da steht eine Rolle weißer Baumwollstoff wie eine antike Skulptur mit Faltenwurf in der Nische (2500 Euro). Das Schnittmuster einer Jeans hat er auf schwarze Baumwolle gedruckt (2500 Euro). Zwei Tennissocken an den Füßen einer Schaufensterpuppe veranlassen den Künstler zu der Feststellung: „It takes two to make a couple“ (1500 Euro): Verliert man den einen Strumpf, ist auch der andere wertlos. Apropos Wert. Wie der entsteht, scheint sich Rasmussen zu fragen. Ist ein Unikat kostbarer als ein Massenprodukt? Die Frage zielt nicht nur auf Arbeit oder Materialien. Es ist auch ein Nachdenken darüber, wie der Wert eines Kunstwerks entsteht. Zu ernst nimmt sich Rasmussen dabei nicht. Das Modell einer Standard-Villa aus den sechziger Jahren unterwandert sein eigenes Konzept. Das schmucklose Gebäude hat er mit Zuckerwürfeln nachgebaut. Weil die ein eigenes genormtes Maß haben, konnte der Künstler das Haus nicht im üblichen Modell-Maßstab nachbauen. Er musste sich fügen. 1:33,3 – so heißt auch die Ausstellung.

Rasmussen ist gelernter Schneider, da hat er eine Gemeinsamkeit mit Cinzia Friedlaender, die früher einmal als Kostümbildnerin in London an Theaterbühnen tätig war. Auf der Jahresausstellung der Städelschule-Absolventen in Frankfurt am Main hat sie Rasmussen entdeckt. Den in Berlin lebenden Rasmussen wird sie von nun an vertreten. Auch wenn er das nächste Mal etwas ganz anderes macht. Kann schon vorkommen bei einem, der Normen und Standards hinterfragt.Anna Pataczek

Galerie Cinzia Friedlaender, Potsdamer Str. 105; bis 4.9., Mi-Sa 13-18 Uhr.

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