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Kultur: Von Nägeln und Fesseln

Transatlantischer Diwan: Berliner Podiumsdiskussion mit Robert Kagan

„Wenn du einen Hammer hast, fangen alle Probleme an, wie Nägel auszusehen“: Mit diesem Sprichwort erklärt Robert Kagan, warum Amerikaner zu militärischen Interventionen neigen. Das brachte ihm am Dienstag auf einer Podiumsdiskussion der Atlantikbrücke in Berlin den Vorwurf des „militärischen Marxismus“ durch TagesspiegelRedakteur Robert von Rimscha ein. Schließlich seien nicht zuerst die militärischen Mittel da gewesen und dann die Politik. Es liege vor allem an unterschiedlichen strategischen Kulturen, warum Amerika so viel Geld für Waffen ausgebe und bereit sei, sie einzusetzen. Jeff Gedmin vom Aspen Institute bedauerte, dass der 11. September die Sicherheitsdebatte in Europa nicht ebenso verändert habe wie in den USA. Europa verhalte sich wie ein Roulette-Spieler, der all sein Geld auf friedlichen Ausgleich setze, anstatt sich auf andere Szenarien vorzubereiten. Daher, so Friedbert Pflüger (CDU), sei man im Moment mit einem gutmeinenden Hegemon USA gut bedient, der das „multilaterale Paradies Europa“ sichere. Schließlich, so Ralf Beste vom „Spiegel“, brauche die Welt auch keine zweite Supermacht, die so sei wie die USA. Was soll Europa also tun? Da sich nach Kagans Ansicht am Ungleichgewicht nicht viel ändern wird, war sein Rat: Versuchen Sie, den Amerikanern so enge Fesseln anzulegen wie möglich. Ansonsten sei er zufrieden, wenn sich der Kontinent in den nächsten zehn Jahren mit seiner Erweiterung beschäftige. Das sei Leistung genug. clw

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