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Kultur: „Vor 2004 wird nicht gebaut“ Kulturstaatsminister Nida-Rümelin über das Schloss

Herr Nida-Rümelin, heute tritt die von Ihnen geleitete Arbeitsgruppe zum Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses zusammen. Wer nimmt teil?

Herr Nida-Rümelin, heute tritt die von Ihnen geleitete Arbeitsgruppe zum Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses zusammen. Wer nimmt teil? Und wie werden Sie vorgehen?

Zeitplan und genaue Vorgehensweise ist das Thema der heutigen konstituierenden Sitzung, da kann ich als Vorsitzender keine Vorgaben machen. Teilnehmen werden von Seiten des Bundes meine Behörde, das Bundesfinanz- und das Bauministerium, von Berliner Seite der Kultursenator, der Senator für Bauen und Stadtentwicklung, der Finanzsenator und ein Vertreter der Senatskanzlei. Außerdem sind die drei Hauptnutzer Humboldt-Universität, Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Landesbibliothek vertreten.

Was soll die Arbeitsgruppe prüfen? Ist sie nach der Arbeit der Expertenkommission überhaupt noch nötig?

Es war nie beabsichtigt, eine zweite Kommission zu gründen, die die Arbeit der Expertenkommission noch einmal macht. Die meisten ihrer Ergebnisse sind ja ohnehin unstrittig. Jetzt geht es darum, dass diejenigen, die am Ende die Verantwortung tragen, genau prüfen, ob das Finanzierungskonzept realistisch ist. Viele Bauvorhaben sind auf ein Fundament von Selbstsuggestion und Kalkulationsschwäche gestellt worden, da habe ich in München so meine Erfahrungen gemacht. Es geht in der Arbeitsgruppe also lediglich darum zu untersuchen, ob die Empfehlungen umsetzbar sind oder ob da immense Folgekosten entstehen.

Angenommen, Sie kommen zu dem Ergebnis, das Konzept ist realisierbar. Was passiert dann? Wer entscheidet über den Baubeginn?

Es geht nicht um kleine Summen. Baumittel für ein Schloss sind in meinem Haushalt nicht vorgesehen, ich kann sie dort also nicht hernehmen. Sie müssen in den Bundeshaushalt des betreffenden Jahres eingestellt werden, und darüber entscheidet das Parlament. Aber es sitzt nicht umsonst ein Vertreter des Finanzministeriums mit dabei, der für eine realistische Kalkulation sorgen wird.

Gehen Sie als Kulturstaatsminister davon aus, dass der Bund den öffentlichen Teil des Baus finanzieren wird? Das Land Berlin hat ja schon deutlich gemacht, dass von ihm keine Unterstützung zu erwarten ist.

Das war eigentlich absehbar. Auch wenn sich der Bundestag in der vergangenen Woche für eine moderne Lösung entschieden hätte, hätte Berlin nein gesagt. Meine Erwartung ist, dass Berlin keinen großen Anteil an der Finanzierung wird übernehmen können. Allerdings ist es mir sehr wichtig, dass das Land Berlin die Institutionen, die ins Schloss ziehen sollen, auch mitträgt. Sonst müssen wir neu überlegen.

Die Arbeitsgruppe tritt zehn Wochen vor der Wahl zusammen. Können Sie in dieser Zeit überhaupt etwas ausrichten? Wird das Wahlergebnis die Zusammensetzung der Kommission verändern?

Die Arbeitsgruppe ist nicht ad personam, sondern institutionell besetzt. Sollte sich nach der Wahl eine andere Zusammensetzung der Regierung ergeben, kämen deren Vertreter automatisch in die Arbeitsgruppe. Allerdings ist die Frage des Berliner Schlossplatzes kein hochpolitisiertes Thema: Die Entscheidung des Bundestags war keine Parteientscheidung, sondern verlief quer durch die Fraktionen. Selbst wenn sich die Zusammensetzung der Arbeitsgruppe ändern sollte, müsste die Arbeit nicht von vorne beginnen.

Sie selbst gelten nicht gerade als Verfechter der Fassadenrekonstruktion. Geraten Sie als Leiter der Arbeitsgruppe nicht in einen Interessenkonflikt?

Die Frage, ob die Fassadenrekonstruktion die beste Lösung ist, hätte ich gern einem Realisierungswettbewerb überlassen. Ich war allerdings von Anfang an der Meinung, dass ein Bau in der Kubatur des alten Berliner Schlosses an diesem Ort vom Volumen her das Richtige ist. Damit gibt es schon nicht mehr sehr viele Spielräume für moderne Architektur. Man hätte sich natürlich so etwas Ähnliches wie den Pei-Bau für das Deutsche Historische Museum wünschen können, das ist keine aggressive Architektur, sie passt sich gut ein und ist trotzdem modern. Diese Chance ist jetzt vertan.

Glauben Sie daran, dass das Schloss gebaut wird? Und wenn ja, wann?

Für die Vorplanung muss man etwa ein Jahr rechnen, das heißt, theoretisch könnte man schon 2004 mit dem Bau beginnen. Wahrscheinlich dauert es aber etwas länger. Wie viel Zeit ein solches Bauprojekt braucht, hängt letztlich von der Finanzierungsrate pro Jahr ab, das sehen Sie beispielhaft an der Museumsinsel. Das kann ich nicht voraussagen, ich bin nicht Nostradamus. Aber ein von außen dem Schloss gleichendes Gebäude wird es aller Voraussicht nach geben.

Das Gespräch führte Christina Tilmann.

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