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Auch um ihn wurde es manchmal einsam: Nobelpreisträger Gabriel Garcia Márquez. Er verstarb 2014.

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Vor 50 Jahren erstveröffentlicht: „Hundert Jahre Einsamkeit“: Eine Geschichte mythischer Dimension

Vor 50 Jahren erschien „Hundert Jahre Einsamkeit“ des Nobelpreisträgers Gabriel Garcia Márquez. Es sollte ein Roman mythischer Dimension werden.

Die Popularität seiner Bücher lässt sich schon daran erkennen, dass es streng verboten ist, aus ihren Titeln mehr oder weniger lustige Überschriften zu basteln. Also so etwas wie „Die Liebe in den Zeiten des Tralala“ oder „Der General in seinem Spind“ usw. Diese Buchtitel sind zu absoluten Standards geworden, zu Wegmarken der Globalisierung der Literatur.

Irgendjemand hat einmal gesagt, mit dem Kolumbianer Gabriel García Márquez sei Lateinamerika neu entdeckt worden. Das ist natürlich übertrieben und gilt höchstens für die nicht Spanisch sprechende Welt. Aber es ist dann auch nicht ganz falsch. Die Nobelpreis-Jury hat den lateinamerikanischen Kontinent nicht mit Ehren überschüttet. Gabriel García Márquez bekam den Preis 1982, Pablo Neruda 1981. Ein Gigant wie Jorge Luis Borges konnte lange auf den Nobelpreis warten. Márquez überwand die Grenzen, die literarische Kontinente trennen.

Ausschnitt des Originalcover der Erstveröffentlichung.
Ausschnitt des Originalcover der Erstveröffentlichung.

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Unter seinen sprichwörtlich gewordenen Romanen ist „Hundert Jahre Einsamkeit“ der berühmteste. Márquez veröffentlichte ihn vor 50 Jahren, genau zu der Zeit, als die Beatles ihr „Sgt. Peppers’s“-Album herausbrachten. Psyschedelisch geht es auch in Márquez’ Urwalddorf Macondo zu. Dort kommt man offenbar schon mit Drogen im Kopf zur Welt. Die über viele Generationen erzählte Chronik der Familie Buendía ist strukturell mit der Bibel verglichen worden, eine kolumbianische Schöpfung.

Reichlich 30 Millionen Exemplare wurden weltweit verkauft. Ein Erfolg von mythischer Dimension. Und wie jeder Mythos hat auch dieser seine Vorgeschichte: Gabriel Garcia Márquez hatte eine Vision, die ihn bedrängte, dieses Buch zu schreiben. Er nahm dafür erst einmal Abschied von seinem Journalistenberuf. Ein befreundeter Schriftsteller lieh ihm Geld, so konnte sich Márquez zurückziehen und die Welt erschaffen, die sich für immer mit seinem Namen verbinden würde. Macondo.

„Hundert Jahre Einsamkeit“ hat eine derartige Berühmtheit erlangt, dass man seinen Geburtstag feiert. Weil das Buch im Grunde selbst ein Wiegenfest ist und ein Jubiläum bezeichnet, ist es besonders verführerisch, ihm zu gratulieren, als wär’s ein Mensch. 50 Jahre „Hundert Jahre Einsamkeit“! Ein Buch in den besten Jahren. So fiktiv, so real wie „Sgt. Pepper’s“ Band der einsamen Herzen. Sein Autor starb 2014 in Mexiko. Es war manchmal auch einsam um ihn. Als Freund Fidel Castros, als Sozialist, der bei den Menschenrechten nicht so genau hinschaut, hat er sich wenig Freunde gemacht. Wiederum war er aktiv gegen den Diktator Pinochet und die Drogenmafia. Márquez wird gern als Erfinder des „magischen Realismus“ bezeichnet. Magie: ein anderes Wort für Glück und harte Arbeit.

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