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Kultur: Vor allem schön

Das sechste Streichquartett ist das letzte in Europa vollendete Werk Béla Bartóks vor seiner Emigration.Ein Grundton der Trauer zieht sich durch das Werk, der sich im Finale gar zur Resignation verschärft.

Das sechste Streichquartett ist das letzte in Europa vollendete Werk Béla Bartóks vor seiner Emigration.Ein Grundton der Trauer zieht sich durch das Werk, der sich im Finale gar zur Resignation verschärft.Jeder der vier Sätze wird von einem melancholischen Bratschensolo eingeleitet, das auch die heiteren Passagen überschattet.Das Takács-Quartett spielt diese ergreifende Komposition mit würdevollem Ernst und spannungsvoller Kraft.Keine vordergründige Komik entsteht im hinkenden Marsch des zweiten Satzes, sondern allenfalls das Erschrecken über eine aus dem Tritt geratene Welt.Die vier Musiker halten das Werk mittels durchhörbarer Motivarbeit zusammen, im Spiel der Klangfarben wird die Sonatensatzstruktur unmittelbar sinnvoll.Besonders der letzte Satz gewinnt durch das pathosfreie Spiel hohe emotionale Kraft.

Leider zeigt sich das Takács-Quartett in Beethovens f-Moll-Quartett op.95 und in Dvorßks zehntem Streichquartett nicht auf dieser Höhe musikalischer Durchdringung.Das Beethoven-Quartett ist ein existentiell zerklüftetes Werk auf Leben und Tod.Schroffe Farbwechsel stehen geradezu bizarr gegeneinander, mit brutaler Macht prallen Motivfetzen aufeinander.Doch die vier Musiker opfern diese Aggressivität einem recht unterschiedslosen Schönklang.Das ist selbstverständlich wunderbar gespielt, aber die spannenden Fragen des Werks finden nicht statt, und so erreicht Beethovens Verzweiflung den Zuhörer im Kammermusiksaal nur allzu gedämpft.

Wer Dvoráks Streichquartette spielt, sollte sich entscheiden: Entweder er gibt sich hemmungslos böhmischer Melodienseligkeit hin, oder er rempelt den alten Meister von der Seite an, um zu schauen, was hinter der hübschen Fassade verborgen ist.Doch auch hier setzt das Takács-Quartett auf reinen Schönklang.Elegie und Romanze spielen die vier mit arg gebremster Nostalgie, und im furiosen Finale wollen sie sich auch nicht recht in die Kurve legen.So wohltemperiert klingt Dvorák dann doch nach gehobener Caféhausmusik - auf allerhöchstem Niveau, versteht sich.

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