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Kultur: VOR - Babel & Co.

Zu den neuen Selbstverständlichkeiten bei der Beschäftigung mit der deutschen Vergangenheit einschließlich der Geschichte ihrer "Bewältigung" gehört der internationale Vergleich.Schon 1995 hat der niederländische Publizist Ian Buruma die deutsche "Kultur der Scham" der japanischen "Kultur der Schande" gegenübergestellt.

Zu den neuen Selbstverständlichkeiten bei der Beschäftigung mit der deutschen Vergangenheit einschließlich der Geschichte ihrer "Bewältigung" gehört der internationale Vergleich.Schon 1995 hat der niederländische Publizist Ian Buruma die deutsche "Kultur der Scham" der japanischen "Kultur der Schande" gegenübergestellt.Moshe Zuckermann wiederum vergleicht in seinem kürzlich erschienenen Essayband den "Holocaust in den politischen Kulturen Israels und Deutschlands".Und Jeffrey Herf hat mit "Zweierlei Erinnerung.Die NS-Vergangenheit im geteilten Deutschland" jetzt einen Ost / West-Vergleich veröffentlicht, dessen Reiz in der außerdeutschen Perspektive auf innerdeutsche Verhältnisse besteht.Am Donnerstag findet ab 19 Uhr 30 in der Urania eine Diskussion mit Herf über die zweigeteilte Erinnerung statt.Moderation: Christian Böhme (Tagesspiegel).

Mit Erinnerung nach vorne kann man sich bei Peter Wawerzinek unterhalten lassen.Am kommenden Dienstag liest er ab 20 Uhr in der Buchhandlung Kiepert an der HU (Georgenstr.2) aus seiner Erzählung "Café Komplott".Der Regierungsumzug, mit dem man es da zu tun kriegt, geht schief und schräg und schön daneben.

Wenn Kopf und Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, fragte einst Lichtenberg, ist es dann allemal das Buch? Unter diesem Motto präsentiert Alberto Manguel am Freitag ab 20 Uhr in der literaturWERKstatt Passagen aus seiner "Geschichte des Lesens", die schön, aber auch umständlich geraten ist.Was übrigens die Sache mit der Kollision betrifft, so hat Lichtenberg nur halb recht.Manchmal ist es doch das Buch, das hohl klingt.Nehmen wir zum Beispiel diese Zeilen: "Vöglein, Vöglein mit den Schwingen, / Mit den Äuglein schwarz und klein, / Laß uns mit einander singen, / Laß uns liebe Freunde sein!" So zwitscherte Friederike Kempner, die "schlesische Nachtigall".Hier und heute ist nun ihre prosaische Wiedergängerin anzukündigen.Ihr Name: Gisela Stelly.Ihr Roman: "Lili und Marlene".Ihr Stil: "Lili erzählt, wie ihre Seele auf dem Weg zur Erde durch den Kosmos geflogen ist und das Bild von ihrem Bräutigam mitgenommen hat.Seitdem ist es drinnen, sie klopft auf ihre Brust, da, wo das Herz ist.Quatsch!" Noch Soße? "Da schnellt draußen eine Rakete in den Himmel und gebiert eine Kaskade leuchtendblauer Sternenkinder." Das Buch ist nämlich nicht nur ein sog.Frauen- und ein sog.Berlin-, sondern auch ein (nicht sogenannter) Silvester-Roman.Aber das können Sie sich morgen um 20 Uhr von der bedeutenden Literaturkritikerin Sabine Christiansen erklären lassen, die Stelly um 20 Uhr im Berliner Ensemble vorstellt.Die Alternative? Flucht nach Dahlem, Rostlaube, Germanistik-Bibliothek.Dort liest zur gleichen Zeit Markus Seidel aus seinem Erstling: "Umwege erhöhen die Ortskenntnis."

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