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Kultur: VOR - Babel & Co

Die Affen rasen durch die Stadt, der eine macht den andern platt.So ungefähr könnte man die Grundstimmung des neuen Romans von Will Self charakterisieren.

Die Affen rasen durch die Stadt, der eine macht den andern platt.So ungefähr könnte man die Grundstimmung des neuen Romans von Will Self charakterisieren.In "Die schöne Welt der Affen" (Luchterhand) gerät ein tierischer Stadtneurotiker, der sich mit der fixen Idee herumschlägt, in Wahrheit ein Mensch zu sein, in die Fänge eines alternden Starpsychiaters, gewissermaßen einem Oliver Sacks der Schimpansenwelt.Self stellt den modernen Großstadtmenschen vor den Spiegel seines genetisch nächsten Verwandten.Und was einem da entgegenbleckt ist naturgemäß nicht immer fein.Wem Self Spaß macht, dem sei er - der Spaß und der Self - am kommenden Sonntag gegönnt.Um 17 Uhr stellt Arno Widmann im Hamburger Bahnhof den Autor vor.

Die DDR wird 50.Obwohl sie doch ziemlich pünktlich zum 40.Betriebsjubiläum den Boden unter den Füßen verloren hatte; wenn man mal annimmt, daß Staaten überhaupt Füße haben.Die Leute haben die Füße, und wenn sie die in die Hand nehmen, verliert der Staat an Boden; oder so ähnlich.Aber egal, ob die DDR im Jahre 1989 durch gehäuft auftretendes Weglaufen aus den Pantoffeln gekippt wurde und im Jahr darauf den Status als Staat verlor, als Mentalität gibt es sie immer noch.Oder als Nostalgie und sentimentale Erinnerung.Man hat also genug Gründe, eine Ausstellung mit dem Titel die "Die DDR wird 50" zu eröffnen (Donnerstag, 20 Uhr, Kulturbrauerei).Dazu gibt es dann auch ein Buch, unter anderem mit Beiträgen von Christoph Dieckmann und Alexander Osang.Beide Autoren, die zu Recht im Ruf stehen, ungewöhnlich geländekundig zu sein, werden bei der Eröffnung lesen.Daß man die ganze Sache ein bißchen vorzieht und nicht bis 1999 wartet, hat natürlich pragmatische Gründe.Man hört ja die Lawine schon donnern, die im kommenden Jahr in Sachen 50 Jahre Bundesrepublik über uns hinweggehen wird.Noch ein Blick drei weitere Jahre zurück: Am 7.Februar 1946 fing einer an: "Luft ist mein Name.Friedrich Luft.Ich bin 1,86 groß, dunkelblond, wiege 122 Pfund, habe Deutsch, Englisch, Geschichte und Kunst studiert, bin geboren im Jahr 1911, bin theaterbesessen und kinofreudig und beziehe die Lebensmittel der Stufe II." Das war die "Stimme der Kritik", und das blieb sie mehr als 40 Jahre lang, einmal wöchentlich im Rias, "gleiche Stelle, gleiche Welle".Petra Kohse hat über "Die große Zeit des Friedrich Luft" ein Buch geschrieben (Aufbau), das sie heute abend um 19 Uhr in der Universitätsbuchhandlung am Alex vorstellt.Luft gehörte zu den wichtigen Feuilletonisten Berlins, auch wenn aus dem Versuch, wenige Monate nach Kriegsende mit Ludwig Harich die Zeitschrift "Brücke" herauszubringen, nichts geworden war.Eine Luft-"Brücke" hat es nie gegeben.Sehr im Unterschied zu "Sinn und Form", aber die wurde 1949 von Johannes R.Becher und Paul Wiegler gegründet.An "Fünf Jahrzehnte Sinn und Form" erinnert, ebenfalls heute abend, Chefredakteur Sebastian Kleinschmidt.Danach lesen Heinz Czechowski und Durs Grünbein (Literaturforum im Brecht-Haus, 20 Uhr).

BRUNO PREISENDÖRFER

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