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Kultur: Vor dem Bankrott (Kommentar)

Das ist keine linke Geschichte. Das sind auch keine peanuts, jedenfalls nicht für das Grips: Die Deutsche Bank hilft dem Theater mit 130 000 Mark aus der Klemme.

Das ist keine linke Geschichte. Das sind auch keine peanuts, jedenfalls nicht für das Grips: Die Deutsche Bank hilft dem Theater mit 130 000 Mark aus der Klemme. Das hat es noch nicht gegeben. Aus der Privatwirtschaft fließt direkt und ohne Umschweife Geld in den Etat einer staatlich subventionierten Bühne. Und doch ist es nur ein winziger Tropfen auf einen riesengroßen, heißen Stein.

Berlins Theaterlandschaft bebt. Sämtliche Opern und Sprechbühnen beklagen enorme Defizite. Auch die Schaubühne. Dort fehlen 2, 8 Millionen Mark. Der frühere Kultursenator Peter Radunski hatte Schaubühnen-Direktor Jürgen Schitthelm diese Summe zugesagt, um den Neuanfang am Lehniner Platz zu sichern, besonders die Installierung des Tanztheaters von Sasha Waltz. Radunskis Nachfolgerin Christa Thoben weiß davon nichts. Sie hat auch nicht die Mittel, mit denen Schitthelm rechnen musste, rechnen durfte, als er einen Wechsel auf die Zukunft zog - einen ungedeckten, wie sich herausstellt.

Die Not der Bühnen ist nicht selbst verschuldet, oder nur noch zu einem geringen Teil. Die Mehrzahl der Intendanten hat in den vergangenen Jahren gespart, entlassen, reformiert, sofern die Politik dies zuließ. So genannte betriebsbedigte Kündigungen können die Theaterleiter nicht aussprechen, selbst wenn sie es wollten. Die Rechtslage verbietet es. Nun will der Senat auch nicht mehr wie früher die Kosten übernehmen, die durch die jährlichen Tariferhöhungen entstehen: Zwei Prozent mehr Lohn machen an allen Berliner Bühnen insgesamt 15 Millionen Mark aus. Und dann muss die Kulturverwaltung in diesem Jahr noch einen hohen zweistelligen Millionenbetrag sparen.

Aus, vorbei, Ende. Und so wird es doch noch eine linke Geschichte. In dem Augenblick, da Berlin Hauptstadt ist und das lange beschworene Hauptstadt-Theater sich zu regen beginnt, stellt sich heraus, dass man es sich überhaupt nicht leisten kann - oder nicht leisten will. Christa Thoben hat von ihrem Parteifreund Radunski ein Chaos geerbt. 100 Tage Thoben - jeden Tag taucht eine böse Überraschung auf. Es wird deutlich, dass die Kulturverwaltung allein die Krise nicht mehr meistern kann. Der Regierende Bürgermeister, der gesamte Senat, das Abgeordnetenhaus und auch der Bund müssen eine Grundsatzentscheidung über das Theater treffen. Und dann müssen sie es finanzieren und von bürokratischen Altlasten befreien. Sonst bricht das Ensemble Berlin zusammen.

Rüdiger Schaper

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