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Kultur: Vorliebe fürs Schräge

Zum Tod des Berliner Galeristen Jes Petersen

Er war das, was man früher anerkennend einen „Typen“ nannte: Jes Petersen, Sohn eines Landwirts aus Tröjelsby, Kunsthändler, Verleger, Herausgeber und Charakterkopf in Berlin-West. Seine Galerie in der Goethestraße gehörte in den siebziger und achtziger Jahren zu den Orten, an denen die Kunstszene der Mauerstadt am ausgiebigsten feierte. Dort war alles möglich: Ausstellungen von Raoul Hausmann und Hannah Höch, André Thomkins und Emmett Williams, von Hans Bellmer, Dieter Roth, Hermann Nitsch. Aber auch Präsentationen des ebenso wie der Galerist selbst charakteristisch berlinischen Realisten Fritz Körte fanden ihren gemeinsamen Nenner in Petersens Vorliebe fürs Schräge, Irrwitzige und gern auch bisschen Schlüpfrige. Zuletzt war es ruhig geworden um den Mann mit dem massigen Körper und eindrucksvollen weißen Bart. Nach einer mächtigen Dummheit saß er dort, wo ihn der Staatsanwalt wegen angeblicher Verbreitung von Pornografie schon mit Mitte Zwanzig hingewünscht hatte: im Gefängnis. In der Nacht zum 2. April – wie erst jetzt bekannt wurde – ist Jes Petersen in Berlin gestorben. Er wurde 70 Jahre alt.

Ulrich Clewing

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