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Kultur: Vorschau: All That Jazz

Aki Takase ist wieder gelandet. Von der Villa Aurora war sie zusammen mit der in Hamburg lebenden Schriftstellerin Yoko Tawada nach Südkalifornien eingeladen worden.

Aki Takase ist wieder gelandet. Von der Villa Aurora war sie zusammen mit der in Hamburg lebenden Schriftstellerin Yoko Tawada nach Südkalifornien eingeladen worden. Tawada schreibt Gedichte in japanischer, deutscher und englischer Sprache, seit zwei Jahren tourt sie mit Takase und einem Jazz-Poetry-Programm. "Die alten, berühmten Melodien, die in Aki Takases Musik plötzlich hörbar werden und wieder verschwinden, kommen mir vor wie wunderbare Traumbilder", schreibt Tawada. Als Takase im Frühjahr soweit war, für das Münchner Enja-Label mal wieder eine CD aufzunehmen, schlug Takase vor, einige Stücke des Blueskomponisten W.C. Handy zu nehmen. Auf jeden Fall wollte sie den Bassklarinettisten Rudi Mahall dabei haben. Sie sagt, er könne so zauberhaft über ganz einfache Melodien improvisieren. Dann kamen noch der Posaunist Nils Wogram, Fred Frith, Gitarre, und Paul Lovens, Schlagzeug, hinzu, und fertig war Takases ganz eigener "St. Louis Blues".

Beim Total Music Meeting gab Takase, die bereits viermal den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, das Gegenstück zum Grammy, erhielt, das Eröffnungskonzert. Der Posaunist und Komponist George Lewis hatte sie eingeladen, auf dem Midiklavier zu improvisieren. Doch was zunächst als Konzert mit virtuellem Orchester geplant war, komponierte Lewis kurzentschlossen zu einem Konzert für zwei Klaviere, Computersoftware und Posaune um. Takase spielte, die von Lewis bediente Software sampelte und modellierte, bis alles so verworren war, dass Takase über, gegen und mit sich selbst beziehungsweise die vom Computer gespeicherten Tonechos improvisierte. Dieses bombastische Klang-Unternehmen war nicht nur Takases Premiere in der Interaktion mit elektronischer Soundproduktion, es war vor allem auch ein Highlight in Sachen musikalischer Konzentration.

Und noch ein weiteres Projekt steht auf der aktuelle Repertoireliste der Pianistin: Tristano 317. Lennie Tristano war der sagenumwobene Pianist, der unter anderem mit seinem "Requiem" für Charlie Parker Geschichte machte, eine Hommage an die tiefen Töne. Takase sagt, dass ihr gerade diese horizontale Linie sehr gut liege. Sie bestimmt auch ihre Musik, womit ihr die überzeugende Verbindung zwischen den Klassikern des Genres und der zeitgenössischen Improvisation gelingt. Beim Tristano-Projekt geht es um Timing, seine Komposition "317 E / 3rd Street" will sie am Dienstag im b-flat in exakt 3 Minuten und 17 Sekunden abgespielt haben (Beginn 21 Uhr).

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