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Kultur: Vorschau: Babel & Co. Bruno Preisendörfer über den geteilten Sommer-Himmel

Es gibt Autoren, die sind kriminelle Elemente: Sven Regener zum Beispiel, über dessen Roman "Herr Lehmann" sogar Reich-Ranicki während seiner Hausaufgaben fürs "Literarische Quartett" gelacht haben soll. Regener ist Sänger der Band "Element of Crime", und von denen gibt es "Über Nacht", das aus drei Strophen besteht, die jeweils refrainartig abgeschlossen werden.

Es gibt Autoren, die sind kriminelle Elemente: Sven Regener zum Beispiel, über dessen Roman "Herr Lehmann" sogar Reich-Ranicki während seiner Hausaufgaben fürs "Literarische Quartett" gelacht haben soll. Regener ist Sänger der Band "Element of Crime", und von denen gibt es "Über Nacht", das aus drei Strophen besteht, die jeweils refrainartig abgeschlossen werden. Diese drei Refrains will ich hier mal auffädeln, sie passen so schön zum Sommer, der jetzt zu Ende geht. "Ich will immer soviel erleben/ Und verschlafe doch nur die Zeit/ Und kaum dass ich einmal nicht müde bin/ Ist der Sommer doch wieder vorbei." Dann: "Ich will immer so gerne berauscht sein/ Und werde doch immer nur breit/ Und kaum dass ich einmal nüchtern bin/ Ist der Sommer schon wieder vorbei." Nummer drei: "Ich will dich so gerne vergessen/ Und bin dazu doch nicht bereit/ Und kaum dass ich dich einmal wiederseh/ Ist der Sommer schon wieder vorbei." Am Freitag um 20 Uhr liest Regener im Columbiafritz (Columbiadamm 9-11). Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass es dann mehr zu sehen gibt als einen Tisch, einen Stuhl und einen Autor, der die Seiten umblättert.

Leider geht der Sommer nicht bloß einfach so zu Ende, sondern, lebensmüde wie er ist, geht er ins Wasser. Vielleicht übersteht man die beiden literarischen Gartenfeste am Wochenende trotzdem ohne Regenschirm und Taucherbrille. Am Samstag beginnt um 15 Uhr das Fest zum zehnten Geburtstag der Literaturwerkstatt. Die Eröffnung besorgt Christa Wolf, dann folgt eine bunte Mischung aus Lesungen, Leibspeisen und Latinorhythmen. Am Sonntag um 14 Uhr können Sie dann zum Gartenfest des Literaturhauses gehen und bei Hanns Zischler Bücher und Handschriften ersteigern. Es lesen Friedrich Christian Delius, Oskar Pastior und Ginka Steinwachs. Den Tango, der Sie womöglich in langen Schritten über den Kiesweg führt, serviert Jorge Aravena. Zum "ewigen" Bestand deutscher Spruchweisheiten gehört: "Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr." Wie schwer und wie sehr erzählt Harald Martenstein, der Tagesspiegel-Leserschaft unter anderem als Vaterkolumnist bekannt, am Montag ab 20 Uhr 30 in der Bar jeder Vernunft. Er gibt über das so reizvolle wie riskante Unterfangen Auskunft "Wie ich meinem Kind die Welt erkläre." Sein Gesprächspartner ist Rainer Moritz vom Hoffmann und Campe Verlag.

Mit dem Namen Herbert Bauer kann wahrscheinlich niemand etwas anfangen. Und zu dessen Zweitnamen Béla Balyazs fällt heute nur noch Cinéasten etwas ein, zum Beispiel ein Werk mit dem Titel "Der Geist des Films". Dabei war der ungarisch-jüdische Filmtheoretiker und Regisseur auch ein deutscher Schriftsteller. 1947, zwei Jahre vor seinem Tod, erschien in Wien zum erstenmal sein autobiografischer Roman "Die Jugend eines Träumers". Dieses Buch ist nun bei Arsenal wieder aufgelegt worden. Für morgen um 20 Uhr laden Verleger Peter Moses-Krause und Herausgeber Hanno Loewy zur Präsentation in das Haus Ungarn ein (Liebknechtstraße 9). Hier eine Abschiedspassage: "Nun werde ich meine Familie verlassen, ich werde auch von meiner Mutter scheiden, die ich liebe. Das schmerzlichste an diesem Gedanken war, dass er mich nicht sehr schmerzte. Wie seinerzeit, als ich an Vaters Grab nicht weinen konnte, empfand ich jetzt, mit schlechtem Gewissen, eine gewisse Erleichterung."

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