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Kultur: Vorschau: Babel & Co

Golo, Klaus, Heinrich, Erika - habe ich einen vergessen? Thomas, natürlich.

Golo, Klaus, Heinrich, Erika - habe ich einen vergessen? Thomas, natürlich. Die folgenden Sätze stammen von Klaus Heinrich Thomas Mann. Welcher von welchem? "Schon zu unserer Zeit gab es allzu viele, die, unbekümmert um das Ganze, ihren Privatinteressen nachjagten und zufrieden waren, wenn sie, in irgendeiner Gnadensonne sich wärmend, den unedlen Bedürfnissen eines anspruchsvollen Genusslebens genügen konnten." - "Fühle mich elend und niedergeschlagen, habe Fieber." - "Gestern im Bette noch eine Weile gelesen. Es wurde 1 Uhr. Nicht sehr wohl, Blähungen. Übernächtig und strapaziert."

Demnächst kommen die Männer ins Fernsehen, von den Frauen hauptsächlich nur Erika. Der Film heißt "Die Manns - Ein Jahrhundertroman". Er hat drei Teile und wurde von Heinrich Breloer gedreht. In den Hauptrollen Armin Mueller-Stahl, natürlich als Thomas, Monica Bleibtreu, Jürgen Hentsch, Veronica Ferres, Sophie Rois und Sebastian Koch. Wenn Sie kein Problem mit wagnerscher Länge haben, können Sie sich den Dreiteiler am Sonntag in einem Stück "reinziehen", und zwar in der Akademie der Künste im Hanseatenweg. Der erste Teil beginnt um 15 Uhr 30, der zweite um 18 Uhr und der dritte um 20 Uhr 30. Vor Beginn des ersten Teils gibt Breloer eine Einführung.

Sie können sich Breloer aber auch für Montag aufsparen. Um 20 Uhr erzählt er in der Vertretung des Landes Schleswig-Holstein (In den Ministergärten 8) von der Arbeit an seinem Film und zeigt Ausschnitte. Diese Veranstaltung gehört zum Begleitprogramm der Ausstellung "100 Jahre Buddenbrooks. Der Jahrhundertroman und sein Autor." Ich kenne Liebes-, Kriminal- und Historienromane. Oder Stadtromane. Oder langweilige Romane. Aber was ein "Jahrhundertroman" ist, muss mir auch erst in dieser vom Lübecker Buddenbrookhaus ausgeliehenen Ausstellung erklärt werden. Wahrscheinlich ist es ganz simpel: Das Buch ist vor hundert Jahren erschienen, und weil eben damals der Anfang des Jahrhunderts war, das wir kürzlich hinter uns gebracht haben, ist es halt ein "Jahrhundertroman". Die Ausstellung bei den Schleswig-Holsteinern läuft vom 30. November bis zum 19. Dezember ( Mo bis Do von 9 bis 17 Uhr; Fr von 9 bis 15 Uhr - woran man erkennen kann, dass die Länderdiplomaten Wert auf heimatliche Wochenenden legen und Freitags zum Abendessen in Lübeck sein wollen).

Von dem, worum es bei all dem Rummel geht, fiel bisher noch kein Wort. Deshalb einfach ein Buddenbrooks-Pralinchen: "Sie war eine korpulente Dame mit dicken weißen Locken über den Ohren, einem schwarz und hellgrau gestreiften Kleide ohne Schmuck, das Einfachheit und Bescheidenheit verriet, und mit noch immer schönen und weißen Händen, in denen sie einen kleinen, sammetnen Pompadour auf dem Schoße hielt." Donnerwetter, das ist drollig! - Aber nein, nicht ich habe das gesagt, das würde ich bei den Buddies nie wagen, ich habe nur die Anführungszeichen vergessen. Das war Onkel Christian, der sich über Hannos Puppentheater freut. Onkel Christian? Hanno? Wenn Ihnen diese Namen nichts sagen, gehen Sie einfach drei Wochen lang abends eine Stunde früher ins Bett und lesen diesen Roman. Zum Beispiel Hanno am Klavier: "Hanno saß noch eine Weile still, das Kinn auf der Brust, die Hände im Schoß. Dann stand er auf und schloss den Flügel. Er war sehr blass, in seinen Knien war gar keine Kraft, und seine Augen brannten."

Mo bis Do von 9 bis 17 Uhr; Fr von 9 bis 15 Uhr

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