zum Hauptinhalt

Kultur: Vorschau: Sotto voce: Jörg Königsdorf über Silberklang im Möbelhaus

Der Name ist Legende: Wenn es um die alten Bechstein-Flügel geht, geraten Pianisten ins Schwärmen. Artur Schnabel etwa, der Jahrhundert-Beethovenpianist, schwor auf ihn, Jorge Bolet spielte seine schönsten Liszt-Aufnahmen darauf ein, und ergraute Konzertbesucher können noch von den Vorkriegs-Zeiten erzählen, als der Bechstein dem heute übermächtigen Steinway ernsthaft Konkurrenz machte - von Berlin aus, mit Dependancen in Paris, London und (zu Zarenzeiten) in St.

Der Name ist Legende: Wenn es um die alten Bechstein-Flügel geht, geraten Pianisten ins Schwärmen. Artur Schnabel etwa, der Jahrhundert-Beethovenpianist, schwor auf ihn, Jorge Bolet spielte seine schönsten Liszt-Aufnahmen darauf ein, und ergraute Konzertbesucher können noch von den Vorkriegs-Zeiten erzählen, als der Bechstein dem heute übermächtigen Steinway ernsthaft Konkurrenz machte - von Berlin aus, mit Dependancen in Paris, London und (zu Zarenzeiten) in St. Petersburg. Tempi passati einer Klavierbauvielfalt, die sich noch um etliche Namen verlängern ließe und die bis zum Zweiten Weltkrieg Berlin zur Klavierhauptstadt der Welt und zum magnetischen Anziehungspunkt für alle großen Pianisten machte. Denn natürlich versuchte jede Firma auch, die Vorzüge ihres Instruments in Konzerten unter Beweis zu stellen - wenn man heute liest, dass Ignaz Friedman, einer der Tastenheroen seiner Zeit, in einer Saison in Berlin ein ganzes Dutzend Chopin-Abende geben konnte, staunt man nur.

Umso verdienstvoller, dass die nach wie vor in Berlin produzierende Firma Bechstein an diese Tradition angeknüpft hat und im Stilwerk in der Kantstraße eine hochkarätige Reihe von Klavierabenden veranstaltet. Hauptzweck ist, den neu entwickelten Konzertflügel ins Gespräch zu bringen, bei Laien ebenso wie bei Profis. Das funktioniert offenbar ganz prächtig: Die acht bis neun Bechstein-Klavierabende pro Jahr sind regelmäßig ausverkauft. Natürlich auch, weil das Ambiente im Dachgeschoss des Stilwerkes reizvoll ist und die Preise mit 25 Mark (ermäßigt 15) publikumsfreundlich kalkuliert sind. Hauptsache bleibt aber, wer auftritt: Nachdem in diesem Jahr schon rising stars wie der Chilene Alfredo Perl für und auf Bechstein gespielt haben, schaut heute mit Wolfgang Manz einer der profiliertesten deutschen Pianisten im Stilwerk vorbei. Der 41-Jährige hat in den achtziger Jahren bei den großen Wettbeweben von Leeds bis Brüssel Preise abgeräumt. Den neuen Bechstein wird er mit dem Repertoire testen, für das der alte mit seinem Silberklang berühmt war: Brahms, Schumann - und Beethoven.

Zur Startseite