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Kultur: Vorsicht, Hitze!

kennt die Gefahren traumhafter Temperaturen Filme werden einem Genre zugeordnet, weil sie lustig oder traurig sind, weil in ihnen gesungen oder viel geschossen wird, weil die Hauptfigur boxt oder quer durchs Land fährt. Und über alle Genres werden früher oder später Bücher geschrieben mit Titeln wie „Der Wahnsinn im Film“ oder „Die Nicht-Western von John Ford“.

kennt die Gefahren traumhafter Temperaturen Filme werden einem Genre zugeordnet, weil sie lustig oder traurig sind, weil in ihnen gesungen oder viel geschossen wird, weil die Hauptfigur boxt oder quer durchs Land fährt. Und über alle Genres werden früher oder später Bücher geschrieben mit Titeln wie „Der Wahnsinn im Film“ oder „Die Nicht-Western von John Ford“. Geht es noch spezieller? Warum definiert man Filme nicht über das Wetter? Ganz im Ernst: Es gibt Filme, die von der ersten bis zur letzten Minute von Hitze oder Kälte geprägt sind.

Einige der besten Films Noirs beispielsweise spielen im Sommer. Hitze macht die Menschen aggressiv, zugleich auch schlapp und unvorsichtig. Eine tödliche Kombination. Zu den Drehbuch-Meistern dieses Genres gehörte James M. Cain, den das Filmkunst 66 mit einem Doppelprogramm würdigt. In Michael Curtiz’ Melodram Mildred Pierce (1945) spielt Joan Crawford eine unscheinbare Hausfrau, die zur Besitzerin einer Restaurantkette aufsteigt und trotz Männerverschleiß anständig bleibt. Zu Mord und Totschlag kommt es dennoch, weil Mildred eine böse Doppelgängerin hat: ihre Tochter Veda. Das kommt davon, suggeriert der Film, wenn eine Mutter nur an die Karriere denkt und die Erziehung ihrer Kinder vernachlässigt. Eine Hauptattraktion von „Mildred Pierce“ sind luxuriöse Strandhäuser und Nachtbars an der Pazifikküste. Dieselbe hitzige Atmosphäre hat Billy Wilder für Double Indemnity (1944) eingefangen. In diesem Prototyp aller Erotikthriller ist es so heiß, dass Barbara Stanwyck als „Frau ohne Gewissen“ (der deutsche Verleihtitel) den Protagonisten mit einem Handtuch bekleidet empfängt. Wilder betont die Hitze durch die Wahl weißer Häuser und weißer Kleider: Man fühlt sich regelrecht geblendet. (beide Filme am Sonntag im Filmkunst 66)

Berliner Stadtbäder und Straßencafés hat Will Tremper in Playgirl (1965) festgehalten, der mit einer sensationellen Hauptdarstellerin aufwarten konnte: der kürzlich verstorbenen Eva Renzi. Sie brachte einen Hauch von „Swinging London“ in die Mauerstadt. Obwohl erzkonservativ, gelang Tremper mit „Playgirl“ ein junger, frischer Film, der so manchen selbst ernannten Jungfilmer alt aussehen ließ. (Montag im Central)

Die Hitze ist eine gute Ausrede fürs Faulenzen. In Federico Fellinis frühem Meisterwerk Die Müßiggänger (1953) hängen junge Kleinstädter in Cafés herum oder stellen attraktiven Frauen nach. Allerdings nur halbherzig, schließlich will man sich nicht zu sehr anstrengen. Für Momente großer Leidenschaft sorgt die ehemalige Goebbels-Geliebte Lida Baarová als alternde Ehefrau (sie war damals 38!) , die eine Affäre mit einem jungen Mann wagt. (Sonntag im Babylon Mitte)

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