zum Hauptinhalt
Bei der Pressekonferenz stellten die Philharmoniker ihr Programm vor.

© dpa

Vorstellung der Klassik-Saison 2014/15 in Berlin: Vorfreude ist die schönste Freude

Was haben sich die großen Kulturinstitutionen Berlins für die nächste Saison vorgenommen? Wir haben alle spannenden Projekte hier zum Nachlesen für Sie zusammengefasst.

Das Berliner Musikleben ist großartig – und wegen seiner Vielfältigkeit oft auch unübersichtlich. Mit unseren Kritiken und Empfehlungen wollen wir Ihnen helfen, den Überblick zu behalten. Darüber hinaus sind wir natürlich genauso neugierig wie Sie zu erfahren, was sich die großen Kulturinstitutionen der Hauptstadt für die Zukunft vornehmen, welche spannenden Projekte sie anstoßen und welche aufregenden Künstler in der Saison 2014/15 in die Stadt kommen werden.

Unter dem Motto „Vorfreude ist die schönste Freude“ haben wir hier alle unsere Berichte der einzelnen Pressekonferenzen der großen staatlichen Orchester, Chöre und Opernhäuser für Sie noch einmal zusammengefasst. Blättern Sie von Seite zu Seite und dabei, was die Berliner Philharmoniker, die Staatsoper im Schillertheater, die Komische Oper, die Deutsche Oper, das Deutsche Symphonie-Orchester, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, das Konzerthausorchester, der Rundfunkchor und der RIAS Kammerchor in der kommenden Spielzeit so alles vorhaben.

Berliner Philharmoniker

Zusammenhängende Worte dürfe man jetzt nicht von ihm verlangen, egal in welcher Sprache, lächelt Simon Rattle. Er komme gerade aus einer Probe zu Henzes Requiem. Dann aber gewinnt die Vorfreude auf die kommende Saison die Oberhand, die die Philharmoniker und ihr Chef mit zwei Zyklen prägen: Zunächst treffen die Symphonien von Brahms und Schumann aufeinander (auch beim Musikfest), dann rückt Sibelius zu seinem 150. Geburtstag in den Mittelpunkt. Seine Klangwelt stelle eine besondere Herausforderung für das Orchester dar. Rattle, der 2015 seinen 60. feiert, gastiert mit dem Orchester in London und New York, im November geht es, in Erinnerung an den Mauerfall vor 25 Jahren, auf eine Tour nach Halle, Warschau, Budapest und Prag. In Baden-Baden kommt nächstes Jahr Strauss’ „Rosenkavalier“ neu heraus. Ein Wiederhören gibt es mit dem dann 91-jährigen Pianisten Menahem Pressler, der für die Silvesterkonzerte zu den Philharmonikern zurückkehrt. Bei den Dirigenten ist mit Gianandrea Noseda nur ein Debütant zu verzeichnen, dafür die Rückkehr heiß gehandelter möglicher Rattle-Nachfolger: Andris Nelsons, Gustavo Dudamel und Kirill Petrenko dirigieren jeweils Mahler-Symphonien, Christian Thielemann leitet zwei Programme. Aber auch die Altmeister Herbert Blomstedt, Lorin Maazel und Riccardo Muti treten ans Pult.

Natürlich denke das Orchester über die Rattle-Nachfolger nach, erklärt Orchestervorstand Peter Riegelbauer auf Nachfrage. Zurzeit diskutiere man, was man sich eigentlich inhaltlich erwarte. Das ist nicht wenig und liegt oft jenseits des dirigentischen Kerngeschäfts. Die Philharmoniker senden in alle Welt, via Education-Programm, Digital Concert Hall und – jetzt neu – mit einem eigenen Label. Berliner Philharmoniker Recordings heißt es, und es startet am 23. Mai mit den Schumann-Symphonien unter Rattle. Von den Produkten des zusammengebrochenen CD-Marktes will man sich deutlich absetzen: Die Box erscheint optisch als Buch und enthält die Aufnahmen in allen hochauflösenden Ton- und Audioformaten. Ein multimediales Kraftpaket, dem Schuberts Symphonien unter Harnoncourt und die Bach-Passionen unter Rattle folgen sollen.

Das gesamte Programm unter: www.berliner-philharmoniker.de

Staatsoper im Schillertheater

Staatsoper im Schillertheater

Daniel Barenboim und Jürgen Flimm sind maximal entspannt. Bei 94 Prozent liegt in der laufenden Saison die Platzauslastung der Staatsoper im Schillertheater, der Maestro steht im Zenit seines Ruhmes, sein Intendant ist ihm herzlich zugetan. So sicher fühlen sich die beiden Herren in ihrem Haus, dass ihnen am Montag die Präsentation der Saison 2014/15 fast ein wenig beiläufig gerät. Man plaudert lässig vor Publikum, springt willkürlich zwischen den Themen hin und her: „Sagst du’s?“ – „Ach, nein, mach du das ...“ Angestrengt lauscht die versammelte Presse der Performance – denn im Gegensatz zum üblichen Prozedere werden die Spielzeitbroschüren nicht vor Beginn verteilt, sondern erst nach der Zwei-Mann-Veranstaltung.

Kontinuität, Selbstbewusstsein, Ausgeglichenheit – für die künstlerische Arbeit hat dieser Habitus der beiden Leiter durchaus seine Vorteile. Denn Regisseure, Sänger, Musiker suchen nach Rückhalt, nach Verlässlichkeit. „Wenn man niemanden hat, der einen auffängt, ist man erledigt“, sagt Hans Neuenfels in einem Gruppeninterview, das im Saisonheft abgedruckt ist. Und seine Kollegen pflichten ihm bei. Deshalb wird Schauspielregisseur Michael Thalheimer 2014/15 auch wieder an der Staatsoper arbeiten. Es ist seine dritte Operninszenierung an dem Haus – und seine fünfte überhaupt. Sebastian Weigle, einst Barenboims Assistent in Berlin und heute Musikchef in Frankfurt, wird Thalheimers Partner bei Carl Maria von Webers „Freischütz“ sein.

Zum vierten Mal kommt auch Dmitri Tcherniakov an die Staatsoper, zu Ostern 2015 bringt er mit Barenboim einen neuen „Parsifal“ heraus. Mit „Emma und Eginhard“ von Georg Philipp Telemann realisiert René Jacobs seine 22. Produktion an der Staatsoper (Regie: Eva-Maria Höckmayr), Neuenfels widmet sich gemeinsam mit Ingo Metzmacher „Ariadne auf Naxos“.

Die zweite Neuproduktion des Generalmusikdirektors wird Puccinis „Tosca“ sein, szenisch betreut von Alvis Hermanis. Vom NS-Staat verfolgte Komponisten stehen im Mittelpunkt eines aus Wien übernommenen Christoph-MarthalerAbends, Sasha Waltz zeigt als Gastspiel ihre Version des „Orfeo“von Monteverdi – und endlich wird der allerorten gefeierte Claus Guth auch in Berlin eine Oper erarbeiten, nämlich Benjamin Brittens „Turn Of The Screw“.

Sechs Premieren bietet die Werkstatt, darunter die Uraufführung der Kinderoper „Hans im Glück“ von David Coleman, im sinfonischen Bereich setzt Barenboim Schwerpunkte bei Pierre Boulez und Jörg Widmann. Zu Silvester gibt es erstmals nicht Beethovens Neunte, sondern einen Tangoabend mit dem Chefdirigenten und Rolando Villazon. Maximal entspannt eben.

Der gesamte Spielplan finden Sie hier.

Komische Oper

Komische Oper

„Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen.“ Ja, Barrie Kosky könnte durchaus Goethes Theaterdirektor geben. Wie er bei der Spielplanpräsentation im Foyer der Komischen Oper steht, weißer Anzug, gepunktete, hellblaue Socken, Retro-Sneakers, ein echter Zampano, ein Menschenfischer, fühlt man sich ans Vorspiel zum „Faust“ erinnert. „Ich sag euch, gebt nur mehr und immer, immer mehr, so könnt ihr euch vom Ziele nie verirren“, spricht der Bühnenmann im Drama. Und so sagt es auch Kosky: Dank seiner Strategie der größtmöglichen Vielfalt hat er am Ende seiner ersten Saison den Ehrentitel „Opernhaus des Jahres“ ergattert. Die Auslastung ist explodiert, liegt seit September durchschnittlich bei 86 Prozent, was einer Steigerung um 20 Prozent in zwei Jahren entspricht. Und 2014/15 will er zehn Premieren stemmen. Das geht nur, so Kosky, weil alle 430 Mitarbeiter mit vollem Einsatz dabei sind.

„So schreitet in dem engen Bretterhaus den ganzen Kreis der Schöpfung aus“: Los geht’s mit Offenbachs „Die schöne Helene“, inszeniert von Kosky, mit Generalmusikdirektor Henrik Nánási am Pult. Für Kinder gibt es auf der großen Bühne eine Musiktheaterversion vom „Gespenst von Canterville“, der vom Intendanten als „wunderbar meschugge“ gelobte Herbert Fritsch führt im November Regie bei Mozarts „Don Giovanni“.

Um die Jahreswende sind zwei Operettenraritäten zu erleben, Emmerich Kálmáns „Arizona Lady“ konzertant mit Katharine Mehrling und szenisch Oscar Straus’ „Eine Frau, die weiß, was sie will“, von Kosky als Zweipersonenstück für Dagmar Manzel und Max Hopp bearbeitet.

Mit Schönbergs „Moses und Aron“ erfüllt sich Kosky einen seit 25 Jahren gehegten Traum. Als musikalischer Leiter kehrt dafür Vladimir Jurowski zurück an das Haus, an dem vor 18 Jahren seine Karriere begann. Calixto Bieito spannt Puccinis „Gianni Schicchi“ mit Bartóks „Blaubart“ zusammen, Konrad Junghänel dirigiert Händels „Giulio Cesare“ (Regie: Lydia Steier), die Gruppe Gob Squad bringt als Uraufführung die Roboter-Performance „My Square Lady“ heraus. „Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehn!“ Der Vorverkauf für die neue Saison beginnt am 28. März 2014.

Den gesamten Spielplan finden Sie hier.

Deutsche Oper

Deutsche Oper

"Bitte entschuldigen Sie, dass wir hier so politbüromäßig auftreten", eröffnet Dietmar Schwarz am Freitag die Jahrespressekonferenz der Deutschen Oper Berlin. Zu sechst haben sie im Foyer Platz genommen, rechts und links des Intendanten sitzen Generalmusikdirektor Donald Runnicles, Geschäftsführer Thomas Fehrle, Operndirektor Christoph Seuferle sowie Dorothea Hartmann und Jörg Königsdorf von der Dramaturgie. Weil sie auch sonst ganz eng zusammenarbeiten, erklärt Schwarz, wollen sie die Saison 2014/15 gemeinsam vorstellen.

Teamgeist ist in der Tat gefragt, denn dem Haus steht eine sechsmonatige Schließung bevor.

Am 9. Juni geht die letzte Vorstellung über die Bismarckstraßen-Bretter, dann beginnen die Erneuerungsarbeiten an der Obermaschinerie. Fast alles, was aus dem Bühnenhimmel herabgelassen werden kann, muss ausgetauscht werden. Wenn sich am 27. November dann der Vorhang wieder hebt, wird die technische Ausstattung auf modernstem Stand sein. 20 Millionen Euro macht der Senat insgesamt für die Ertüchtigungsarbeiten locker.

Auf grasgrünem Papier sind im neuen Spielzeitbuch jene Aktivitäten zu finden, die sich außerhalb des Stammhauses abspielen werden. Weiß leuchten dagegen die Seiten, auf denen man das Programm nach der Wiedereröffnung findet. Zum Warmwerden mit der neuen Bühnentechnik sind zunächst Repertoirestücke angesetzt, die erste Neuinszenierung feiert ihre Premiere am 25. Januar 2015. Donald Runnicles hat sich Dmitri Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" gewünscht, ein Stück, das er seit 1987 dirigiert. Mit Evelyn Herlitzius und John Tomlinson steht seine Traumbesetzung für die Hauptrollen zur Verfügung, die Inszenierung besorgt Ole Anders.

Mit Giacomo Puccinis "La Rondine" will Tenorstar Rolando Villazon im März seine Zweitbegabung als Regisseur unter Beweis stellen. Sträflich selten wird Puccinis in Paris und an der Riviera spielender Edelkitsch-Schmachtfetzen von 1917 aufgeführt. Villazons Fantasie aber hat das Stück laut Schwarz sofort entflammt: "Rolando sprüht nur so vor Ideen!" Der Intendant und sein Team denken gerne in langfristigen Zyklen, und so gibt es auch 2014/15 Neuinszenierungen von Hector Berlioz respektive Benjamin Britten: Berlioz’ verrückte "Romeo und Julia"-Fassung, in der die Nebenfiguren singen, während das Liebespaar nur instrumental präsent ist, wird in Sasha Waltz’ Mailänder Choreografie gezeigt, als Kontrapunkt zu Berlioz nicht minder experimenteller "Damnation de Faust" gibt es Charles Gounods pompöse, melodienselige Grand-Opéra-Fassung des Goethe- Dramas (Regie: Philipp Stölzl).

Auf Brittens "Peter Grimes" und "Billy Budd" (Premiere: 22. Mai) folgt im November im Haus der Berliner Festspiele "The Rape of Lucretia" - die Kammeroper über die Vergewaltigung einer tugendhaften Römerin ist gut im kleineren Bornemannbau aufgehoben.

Einen ganz neuen roten Faden legt die Deutsche Oper mit "Dinorah ou le pardon de Ploermel" aus. Konzertant erklingt in der Philharmonie diese 1859 uraufgeführte opéra comique von Giacomo Meyerbeer. In den nächsten Spielzeiten sollen dann die Hauptwerke des in Berlin geborenen Weltbürgers szenisch herauskommen: "Vasco da Gama", "Les Huguenots" und "Le Prophète", alle drei zu ihrer Zeit Kassenschlager - und heutzutage eigentlich uninszenierbar. Einen "Meyerbeer-Ring" nennt Chefdramaturg Königsdorf das ehrgeizige Vorhaben.

Apropos: Wagners Tetralogie macht in der kommenden Spielzeit mal Pause. Fünf andere legendäre Götz-Friedrich- Produktionen aber finden sich weiterhin im Spielplan des Hauses.

Weitere Informationen zur Saison 2014/15 unter www.deutscheoperberlin.de

Rundfunk-Sinfonieorchester

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Das Tolle an der Klassikmetropole Berlin ist ja nicht die schiere Menge des Angebots. Sondern die Tatsache, dass sich die hiesigen Chefdirigenten von dieser Überfülle zu besonders ausgefallenen, mutigen, erhellenden Programmen herausgefordert fühlen. Marek Janowski zum Beispiel. Vor einem Monat konnte er seinen 75. Geburtstag feiern, seit 2002 steht er an der Spitze des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, als Künstler muss er nichts mehr beweisen. Doch verspürt er nicht die geringste Lust, sich auf seinen Erfolgen oder seiner Lebensleistung auszuruhen. „Es darf nie darum gehen, Qualität zu verwalten“, erklärt der Maestro am Dienstag bei der Präsentation der RSB-Saison 2014/15. Was er als Künstler will, ist die Horizonterweiterung, für seine Musiker wie fürs Publikum.

Darum dirigiert er neben seinen Hausgöttern Beethoven oder Brahms gerne Außergewöhnliches, Ausgefallenes. Wie die 6. Sinfonie von Karl Amadeus Hartmann, jenes Ausdrucksmusikers mit dem tragischen Schicksal, der in der Nazizeit nur für die Schublade komponieren konnte und nach dem Krieg dann von den Jungen Wilden verdrängt wurde. An eine Tradition großer amerikanischer Orchester wiederum knüpft Janowski an, wenn er Beethovens Streichquartett Opus 131 in der Orchesterfassung spielen lässt – aus der Überzeugung, dass „die späten Quartette gedanklich eigentlich Sinfonien sind“.

Richard Strauss in seinen ästhetischen Extremen stellt der Dirigent im Mai 2015 vor, mit konzertanten Aufführungen der Opern „Elektra“ respektive „Daphne“. Zwei Wochen später begibt er sich auf Zeitreise zu seinen Anfängen als Theaterkapellmeister, wenn er seinen Musikern Operetten-Hits von Léhar und Johann Strauß auf die Pulte legen lässt – mit dem orchestererzieherischen Hintergedanken, die stilistische Flexibilität seiner Truppe zu trainieren.

69 Konzerte wird das RSB 2014/15 spielen, 55 davon in Berlin. Dazu gibt es mannigfaltige Aktivitäten für Kinder, Kammerkonzerte unterm Dinosaurierskelett im Museum für Naturkunde und eine Fortsetzung der Kulturbrauerei-Abende mit Radio1-Moderator Volker Wieprecht. Unter den 16 Gästen am Pult findet sich nur eine Frau. Alondra de la Parras Auftritt aber wird hochdramatisch: Im November interpretiert sie mit dem RSB vier Kompositionen über unglückliche Liebespaare.

Weitere Infos unter: www. rsb-online.de

Deutsches Symphonie-Orchester

Deutsches Symphonie-Orchester

Über Politik möchte er nicht sprechen. „Ist es nicht gerade ein Privileg von Künstlern“, fragt Tugan Sokhiev, „sich musizierend frei durch die Welt bewegen zu können, ungehindert von jeglichen Grenzen?“. Als Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters präsentiert er am Dienstag das Programm der Saison 2014/15. Doch der 1977 in Ossetien geborene Maestro trägt eben nicht nur in Berlin künstlerische Verantwortung, sondern auch in Moskau.

In einer für westliche Beobachter befremdlichen Hauruckaktion wurde Sokhiev am 20. Januar 2014 „mit sofortiger Wirkung“ zum Musikdirektor des Bolschoi-Theaters berufen. Eine russische Schlüsselposition. Anders als sein Kollege Valery Gergiev galt Sokhiev jedoch bislang nicht als Fan des russischen Präsidenten. Und er hat nicht vor, seine neutrale Schutzhaltung aufzugeben. Bislang, sagt er, habe man ihm noch nicht nahe gelegt, Pro-Putin-Deklarationen zu unterzeichnen. Mehr zum Thema ist dem Dirigenten am Dienstag nicht zu entlocken.

Viel lieber spricht er über seine Projekte mit dem DSO: Über die tolle Oper „Ariane“ des tschechischen Bohuslav Martinu von 1958, die er als Berliner Erstaufführung konzertant aufführen wird. Oder über die Wichtigkeit, französische Werke zu spielen, weil sich damit Flexibilität, Klangfarbensinn wie auch Pianissimokultur jedes Orchesters verfeinern lassen. Für seinen chronisch unterschätzten Landsmann Prokofjew wird sich Sokhiev in der kommenden Spielzeit weiterhin einsetzen, im deutschen Fach wird er Schwergewichtiges von Mahler, Brahms und Richard Strauss interpretieren.

Besonders warmherzig spricht Sokhiev von Ferenc Fricsay, der von 1949 bis ’54 erster Chef des damals noch nach dem Geldgeber RIAS benannten Orchesters war: „Diesem Mann verdanken wir alles! Was er gesät hat, ernten wir noch heute.“ Mit einem Festkonzert im November gedenkt das DSO des Österreichers, der 1914 geboren wurde.

Mit Kent Nagano und Ingo Metzmacher werden zwei weitere Ex-Chefs leibhaftig vor die Musiker treten, zu den Debütanten zählen Robin Ticcati, Jaap van Zweden und Thomas Söndergard. Roger Norrington wird seinen Zyklus mit Sinfonien von Ralph Vaugh Williams fortsetzen, ein reines Dvorak-Programm gestaltet Christoph Eschenbach, während David Zinman bei seinem Gastauftritt nur Werke von Jean Sibelius dirigieren wird.

2014/15 bietet das DSO insgesamt 74 Konzerte an, 62 davon in Berlin. Die Auslastung konnte im vergangenen Jahr um drei Prozent auf 83 Prozent gesteigert werden. Insgesamt wurden über 96 000 Besucher gezählt.

Weitere Infos unter: www.dso-berlin.de

Berliner Konzerthaus

Berliner Konzerthaus

In der kommenden Spielzeit können die Besucher des Konzerthauses der Musik noch näherkommen. Chefdirigent Iván Fischer lässt für die Konzertreihe „Mittendrin“ die Stuhlreihen aus dem Großen Saal entfernen und platziert die Zuhörer zwischen den Musikern des Konzerthausorchesters. Zu den Plänen am Gendarmenmarkt gehört auch eine Hommage an den in Berlin geborenen Dirigenten Nikolaus Harnoncourt, bei dem Fischer studiert und gelernt hat, dass Schönheit nicht alles ist in der Musik. Harnoncourt selbst wird am 19. Oktober und am 10. November erwartet, mit seinem Concentus Musicus und den Wiener Philharmonikern.

Fischer dirigiert nicht nur einen Brahms-Zyklus (der zu Interpretationsvergleichen mit Rattle und den Philharmonikern einlädt), sondern auch das Herzstück des Festivals „Berlin der 20er Jahre“ (13.–22. März 2015).

Kurt Weills „Der Silbersee“ wird dabei eine Uraufführung gegenübergestellt: Christian Jost komponiert eine neue „Berlin Symphonie“. In Zusammenarbeit mit der Komischen Oper erklingt die Opern-Farce „Triple-Sec“ (1929) des amerikanischen Schönberg-Schülers Marc Blitzstein erstmals in Europa.

Als Artist in Residence wird der russische Pianist Arcadi Volodos immer wieder im Konzerthaus Station machen, angefangen mit der in diesem Jahr späten Saisoneröffnung am 10. Oktober. Zuvor wird die Bühne im Großen Saal umfassend modernisiert. Volodos beteiligt sich als Solist und Kammermusiker auch am Brahms-Zyklus und gestaltet ein Kinderprogramm – eine von über 90 Veranstaltungen im Junior-Programm des Konzerthauses, das seine Auslastung um acht Prozent steigern konnte.

Die Saison-Schwerpunkte finden Sie noch einmal im Überblick hier.

Rundfunktchor

Rundfunkchor

Im kommenden Jahr wird Deutschlands ältester Rundfunkchor 90 Jahre alt. 1925 formierte er sich erstmals als Funkchor Berlin vor den Mikrofonen. Seitdem ist der Rundfunkchor Berlin Zeuge bewegter Zeiten geworden – und will mit einer neuen szenischen Aufführung sowohl an 70 Jahre Ende des 2. Weltkriegs erinnern als auch an 25 Jahre Mauerfall. Mit „Liberté“ inszenieren Lars Scheibner, Hans-Werner Kroesinger und Jochen Sandig im Funkhaus Berlin in der Nalepastraße Musik von Poulenc, Pepping, Jost und Langs. Auch bei den Philharmoniker-Konzerten zum Mauerfall mit Beethovens 9. wirkt der Rundfunkchor mit.

Insgesamt gibt es sechs Projekte zwischen Simon Rattles und Simon Halseys Musikern. Ihre gefeierte Ritualisierung von Bachs Matthäus-Passion werden sie in Luzern, London und New York aufführen. Auch mit dem Deutschen Symphonie-Orchester („Roméo et Juliette“) und dem Rundfunk-Sinfonieorchester (Strauss-Opern) setzt sich die enge Zusammenarbeit fort. Ein neuer Partner für den Rundfunkchor ist die Eisler-Hochschule. Gemeinsam will man mit dem Projekt Scola junge Sänger vom Studium in die Profiarbeit begleiten. Nachdem Halsey bekannt gegeben hat, seinen Vertrag nicht über 2016 zu verlängern, wird der Rundfunkchor bald einen Nachfolger präsentieren. Halsey leitet das Ensemble seit 2001 und hat es zu internationalem Glanz geführt.

Den Konzertkalender des Rundfunkchors finden Sie hier.

RIAS Kammerchor

RIAS Kammerchor

„Aus einem guten einen sehr guten Chor zu machen, das kann relativ schnell gehen“, sagt Hans-Christoph Rademann. „Dann aber flacht sich die Erfolgskurve zwangsläufig ab. Auf dem Top-Niveau ist jede weitere Qualitätssteigerung aufwendig und anstrengend.“ Seit 2007 hat der Chefdirigent des RIAS-Kammerchores mit seinen 34 Sängern unermüdlich an Details gefeilt, das Ausdrucksspektrum des weltweit verehrten Profi-Ensembles weiter verfeinert. Und so will er es auch in seiner achten und letzten Berliner Saison halten. Denn: „Der Klang des RIAS- Kammerchores ist für mich ein einmaliges Kulturgut.“

42 Konzerte sind für 2014/15 geplant, 24 davon auf Tourneen. René Jacobs dirigiert die Johannes-Passion, es erklingt Renaissance-Musik im Krematorium am Baumschulenweg, Kurt Weill in einem Boxcamp, die Kooperationen mit dem Münchner Kammerorchester wie dem Freiburger Barockorchester gehen weiter, Thomas Quasthoff wird mit dem Chor beim Verbier-Festival 2015 sein Debüt als Dirigent geben.

Rademann selber hat drei Programme mit privaten Bezügen konzipiert: Im Oktober leitet er einen Abend mit moderner Chormusik, bei dem der Hölderlin-Zyklus von Torsten Rasch uraufgeführt wird, mit dem er einst im Dresdner Kreuzchor gesungen hat. Zu Neujahr feiert Rademann mit Bach, Zelenka und Händel die Musiktradition Mitteldeutschlands, zum Abschied im Juli dirigiert er noch einmal Mendelssohns „Elias“. Vielleicht mit prominenter Aushilfe bei den Tenören: In der Saisonbroschüre des Chores findet sich ein Interview mit Deutschlandradio-Intendant Willi Steul, der auf die Frage, in welchem Stück er mitsingen würde, jenes Mendelssohn-Oratorium nennt.

Die Saisonbroschüre des RIAS Kammerchor finden Sie hier.

Zur Startseite