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Kultur: Vulkan der Moderne

Dem Wiener Architekten Hans Hollein zum 70. Geburtstag

Als Architekt und freien Künstler hat er sich immer gesehen, denn „alles ist Architektur“, sagt Hans Hollein. Zunächst hatte der gebürtige Wiener Grafik gelernt, ließ sich dann von Clemens Holzmeister in die Geheimnisse der Wiener Architektur einweisen, um schließlich in Chicago und Berkeley seinen Horizont bis in internationale Gefilde zu weiten. Fortan gehörte er zu den Trendsettern in Architektur, Kunst und Design.

Zunächst als Künstler tätig, wurde er Mitte der sechziger Jahre mit einem Kerzengeschäft in Wien auch in Architektenkreisen schlagartig berühmt. Mit dem Aufkommen der Postmoderne in den Achtzigerjahren – Hollein war damals Professor an der Kunstakademie Düsseldorf – kam auch seine große Zeit. Seine Museumsbauten – das Museum Abteiberg in Mönchengladbach (1982), später das Museum moderner Kunst in Frankfurt (1991) und der seit 1990 diskutierte Entwurf für ein unterirdisches Museum in Salzburg – zählen zu den Hauptwerken des ausgehenden 20. Jahrhunderts.

Hans Hollein hat damals auch in Berlin gebaut. Seine „Stadtvilla“ in der Rauchstraße ist das qualitätvollste der zahlreichen postmodernen Projekte der Internationalen Bau-Ausstellung IBA 1984/87. Es zeigt exemplarisch seine baukünstlerische Kreativität. Während die Kollegen sich im Repetieren historischer Motive ergingen, hatte er den Rückgriff nicht nötig und ließ sich immer neue, nie gesehene Formen einfallen.

In seiner Heimatstadt Wien, wo er ab 1976 an der Universität für angewandte Kunst lehrte, fand er nur zögerlich Akzeptanz. Das formal überinstrumentierte Haas-Haus gegenüber dem Stephansdom (1990) markiert den Höhepunkt seiner postmodernen Phase. Mit kommerziellen Projekten wie dem „Generali“-Tower in Wien sowie Bankgebäuden in Liechtenstein und Lima verlor seine Arbeit an Extravaganz.

In Berlin, wo er 1984 mit einem Entwurf für die Umgestaltung des Kulturforums nicht auf Gegenliebe stieß, konnte er 2001 mit der Errichtung der Österreichischen Botschaft noch einmal seine Visitenkarte abgeben. Viel beachtet wurde auch „Vulcania“ in der französischen Auvergne, wo er seinen Traum vom unterirdisch angelegten Museum – hier für Vulkanologie – dann doch verwirklichen konnte. Hans Hollein feiert heute seinen siebzigsten Geburtstag.

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