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Kultur: Wachsen mit Bruckner

Die trauen sich was: Ihr zweiwöchiges Musikfestival eröffnet die Universität der Künste am Freitag ausgerechnet mit Bruckners vierter Sinfonie – einem Werk, in dem die Bläser Nerven wie Drahtseile brauchen. Denn wenn die frei schwebenden Vogel- und Weckrufe im Kopfsatz der „Romantischen“ abstürzen, ist die Atmosphäre im Eimer.

Die trauen sich was: Ihr zweiwöchiges Musikfestival eröffnet die Universität der Künste am Freitag ausgerechnet mit Bruckners vierter Sinfonie – einem Werk, in dem die Bläser Nerven wie Drahtseile brauchen. Denn wenn die frei schwebenden Vogel- und Weckrufe im Kopfsatz der „Romantischen“ abstürzen, ist die Atmosphäre im Eimer. Vor allem für den Solohornisten ist Bruckners Vierte so etwas wie eine vorgezogene Examensprüfung. So eine selbstbewusste Programmwahl unterstreicht natürlich ebenso wie der Festival-Titel „crescendo“ („wachsend“) den Anspruch der UdK, die Spitzenmusiker von morgen auszubilden. Dass in der ersten Hälfte des Konzerts im Konzertsaal Hardenbergstraße mit Severin von Eckardstein einer der höchstdekorierten UdK-Absolventen als Solist auftritt, passt da ins Bild. Der Sieger des Brüsseler Königin-Elisabeth-Wettbewerbs 2003 spielt diesmal nicht seinen Lieblingskomponisten Prokofjew, sondern ganz traditionsbewusst Beethovens viertes Klavierkonzert. Sollte beim Eröffnungskonzert trotz intensiver Proben dennoch etwas schief gehen, haben die Beteiligten umgehend die Gelegenheit, aus ihren Fehlern zu lernen. Bereits am Montag drauf, dem 22., findet im Konzertsaal Hardenbergstraße ein öffentlicher Workshop des UdK-Orchesters mit Bernard Haitink statt, ebenfalls zum Thema Bruckner vier. Haitink ist nicht nur einer der bedeutendsten Bruckner-Dirigenten der letzten Jahrhunderthälfte, sondern auch ein guter Pädagoge, der regelmäßig mit Jugendorchestern zusammenarbeitet. Alle, die für seine ausverkauften Philharmoniker-Konzerte vom 25. bis 27. Mai mit Bruckners Sechster keine Karten mehr bekommen haben, können zum Trost den Maestro einen ganzen Tag lang bei der Arbeit beobachten. Und das ganz umsonst.

Jörg Königsdorf

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