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Wagner-Premiere: Visite in der Unterwelt

"Das Rheingold" ist der Auftakt zu Wagners "Ring" am Deutschen Nationaltheater Weimar. Im Abstand von einem halben bis einem Jahr sollen bis 2008 auch "Die Walküre", "Siegfried" und "Götterdämmerung" gezeigt werden.

Weimar - Es ist ein Spiel, aus dem Ernst wird. So resümiert der Operndirektor des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Michael Schulz, die Geschichte in "Das Rheingold", der ersten von vier Opern aus Richard Wagners Monumentalwerk "Der Ring des Nibelungen". Aber auch die Idee, am Weimarer Theater erstmals nach 50 Jahren den "Ring" wieder komplett aufzuführen, könnte so umschrieben werden: Es war ein Gedankenspiel, aus dem Ernst wurde. Für "Rheingold" hebt sich der Vorhang am Samstag zum ersten Mal.

"Daran gedacht habe ich schon lange", erzählt Schulz wenige Tage vor der "Rheingold"-Premiere. "Aber dass ich mich wirklich getraut habe, den Gedanken auch auszusprechen, das war vor gut zwei Jahren." Neben der künstlerischen Herausforderung, die das gesamte Ensemble spontan und begeistert angenommen habe, sei der "Ring" vor allem ein finanzieller Kraftakt. "Wir haben für alle vier Opern zusammen gerade mal etwa ein Zehntel des Geldes, das in Bayreuth nur für 'Das Rheingold' zur Verfügung steht", sagt der Operndirektor. Erhebliche finanzielle Hilfe für das Großprojekt kommt von der Jenoptik AG.

Ensemble ermöglicht Aufführung trotz kleinem Budget

Dass die Aufführung des kompletten "Ring" auch mit einem vergleichsweise knappen Budget möglich sei, verdanke er dem großartigen Ensemble des Nationaltheaters, sagt Schulz: "Das Ensemble ist gewachsen und funktioniert wie eine Familie - perfekt also, um eine Familiensaga auf die Bühne zu bringen." Zudem sei das Nationaltheater Weimar das einzige Haus in Thüringen, das den "Ring" nahezu komplett mit Mitgliedern des eigenen Ensembles realisieren könne.

Obgleich das Ensemble selbst sich bis zur Götterdämmerung nicht wesentlich verändern soll, ist doch die Besetzung der einzelnen Rollen variabel. "Die Freia im 'Rheingold' spielt in der 'Walküre' die Sieglinde. Wir wollen vermeiden, dass die Schauspieler im 'Rheingold' schon ihre Rolle in den letzen Teilen mitdenken", betont der Operndirektor.

Inszenierung eine Herausforderung mit reinen Theatermitteln

Auch die einzelnen Teile von "Der Ring des Nibelungen" werden eine sehr unterschiedliche Ästhetik haben. "Ich weiß schon, dass es zwischen der ersten und der zweiten Oper einen harten bildnerischen Bruch geben wird", sagt Schulz. "Das Rheingold" sei eine Art fantastisches Märchen, voller Ironie und Witz. "Die Walküre" hingegen erlebe man eher als "humorfreie Zone", wie Schulz es formuliert. Und da er Wagners Werk sehr ernst nehme, wolle er es auch in entsprechende Bilder fassen.

Die besondere Herausforderung bei der Inszenierung des "Rings" liege gerade in seiner Vielschichtigkeit und darin, in welch hohem Maße Wagners Beschreibungen die Fantasie forderten: "Wagner stellt uns vor Aufgaben, die eigentlich nur im Film lösbar sind, mit einer Unmenge von Spezialeffekten. Ich denke da zum Beispiel an die Szene im 'Rheingold', die auf dem Grund des Flusses spielt." Dennoch wolle er nicht, wie beispielsweise bei den Bayreuther Festspielen geschehen, auf Laser und viele andere Mittel zurückgreifen, die dem Theater nicht eigen seien: "Wir werden uns nur echter Theatermittel bedienen und es so auch dem Zuschauer ein Stück weit überlassen, mit seiner Fantasie den Ring zu schmieden." (tso/ddp)

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