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Kultur: Wahlverwandte

über Galerien und die Kraft neuer Bindungen „Wie in einer guten Ehe“, so formulierte es die Berliner Galeristin Nicole Hackert einmal, „hoffen wir, die Künstler ein Leben lang zu begleiten“. Doch wie das Ja-Wort vor dem Traualtar nicht immer ewig gilt, so sind auch Galerist und Künstler häufig nicht mehr als Lebensabschnittsgefährten.

über Galerien und die Kraft neuer Bindungen „Wie in einer guten Ehe“, so formulierte es die Berliner Galeristin Nicole Hackert einmal, „hoffen wir, die Künstler ein Leben lang zu begleiten“. Doch wie das Ja-Wort vor dem Traualtar nicht immer ewig gilt, so sind auch Galerist und Künstler häufig nicht mehr als Lebensabschnittsgefährten. Und das ist gut so. Denn wie im richtigen Leben können auch in der Kunst neue Lieben Wunder bewirken. Gleich zwei gestandene Künstler überzeugen derzeit in Berlin mit ihrer ersten Einzelausstellung in neue Umgebung: Gerold Miller hat sich nach Jahren der produktiven Zusammenarbeit von Anselm Dreher gelöst und arbeitet nun mit Mehdi Chouakri zusammen (S-Bahn- Bogen 47, Holzmarktstr.47, bis 16. April). Nachdem Miller in Berlin zuletzt vor zweieinhalb Jahren im Hamburger Bahnhof mit seinen minimalistischen „Anlagen“ oder lackierten Aluminiumobjekten zu sehen war, versprühen die neuen Arbeiten in Orange- und Silberlack vor allem Leichtigkeit und Frische (je 7000 Euro).

Farbe, Form und Raum bleiben die Koordinaten in Millers Werk, wobei die neue Serie unter dem Titel instant vision objekthafter geworden ist. Die großen Kreisformen wirken wie ausgestanzt, der Wandschatten dahinter lässt die Leerstellen zu Kugeln werden. Dem Gedanken der Minimal Art bleibt Miller auch weiterhin verpflichtet. Aber dieser Rahmen schien für Millers Raumkonzept, das auch Zufälle und die Ästhetik aus Design oder Lifestylemagazinen aufnimmt, zuletzt zu eng geworden.

Die Positionierung im neuen Künstlerumfeld, zu dem auch Gerwald Rockenschaub, John M. Armleder oder Silvie Fleury gehören, betont gerade diese Aspekte seiner Arbeit. „Verstärker“ heißt der anlässlich der Ausstellung von Mehdi Chouakri herausgegebene Katalog. Das darf durchaus programmatisch verstanden werden.

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Wie ein überquellendes Füllhorn wirkt die Ausstellung von Norbert Schwontkowski in seiner neuen Berliner Galerie Contemporary Fine Arts (Sophienstr.21, bis 26. März). Die zwanzig, im letzten Vierteljahr entstandenen Werke (4500 – 15 000 Euro) sind nur eine Auswahl seiner aktuellen Produktion. Der Erfolg verleiht dem Pinsel des 54-jährigen Bremers, der im vergangenen Jahr zur gefeierten Entdeckung wurde, offenbar Flügel. Kollegen wie Daniel Richter hatten ihren Galeristen auf die rätselhaften Gemälde aufmerksam gemacht, in denen der kontrollierte Zufall ebenso seinen festen Platz hat, wie eine schwebend-leichte Melancholie. Heller und variationsreicher ist seine Palette seitdem geworden, im Tonfall bleibt er sich treu: Die zivilisierte Welt ist außer Kontrolle geraten. Da sausen Flugzeuge nur knapp über Baumwipfeln, und vom Himmel regnet es Meteoriten. Wer beim Gemälde „Lachen im Park“ mit einem fröhlichen Picknick rechnet, wird sich wunder sichn. Das Bild zeigt einen Radler, der sich in einer Pfütze spiegelt.

Katrin Wittneven

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