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Kultur: Walkürenritt

Ein Wiener Programm mit "La Valse" von Maurice Ravel zu beschließen, ist gewiß im Sinne der Festwochen-Thematik: das Fluidum, die überredende Klangseligkeit zu zeigen, aus der die größten Werke der Musikgeschichte geboren wurden, aber auch den morbiden, realitätsverdrängenden, in die Auflösung dieser ganzen k.u.

Ein Wiener Programm mit "La Valse" von Maurice Ravel zu beschließen, ist gewiß im Sinne der Festwochen-Thematik: das Fluidum, die überredende Klangseligkeit zu zeigen, aus der die größten Werke der Musikgeschichte geboren wurden, aber auch den morbiden, realitätsverdrängenden, in die Auflösung dieser ganzen k.u.k.-Welt führenden Taumel.

Unter diesem Aspekt gesehen war das Konzert des Radio Symphonieorchesters Wien, des früheren ORF-Orchesters, unter seinem seit 1996 amtierenden amerikanischen Chefdirigenten Dennis Russel Davies wohl eines der wienerischsten.Nicht jedoch, was die Feinheit des Klanges, die Liebe zum geschliffenen instrumentalen Detail, das Auskosten süß schwelgender Melodik betrifft.Da agierten die Gäste aus Wien eher ein wenig teutonisch derb, auf vordergründige Brillanz bedacht.Gerade in "La Valse" blieb manche der delikaten Holzbläserlinien in zu grobem Tonansatz auf der Strecke, geriet die Dynamik in der Hitze des Gefechts aus den Fugen.Vital und das Publikum mitreißend war das vielleicht schon, jedenfalls kein analytisch-beklemmender "Tanz auf dem Vulkan".

Während Theo Verbeys Instrumentierung der Klaviersonate Opus 1 von Alban Berg trotz unbestreitbarer Farbigkeit an ähnlich aufgedonnertem Pathos ewiger Paukenwirbel und Beckenschläge krankte, war Hugo Wolfs Sinfonische Dichtung "Penthesilea" als eigentliche orchestrale Entdeckung zu verzeichnen.

Heinrich von Kleists Drama des Kampfes und der vernichtenden Liebe faßt Wolf in grellbunte, dann wieder sanftleuchtende Klänge und rasende Bewegung, läßt etwa die Amazonen im Rhythmus des "Walkürenritts" toben und setzt dem elegische "Tristan"-Melodik entgegen, ohne Richard Wagner direkt zu imitieren.Unfaßbar, daß das Stück des zu Unrecht nur als "Kleinmeister des Liedes" geschätzten Komponisten neben Vergleichbarem von Franz Liszt und Richard Strauss kaum zu hören ist.Viel Beifall in der Philharmonie auch für die junge, unlängst an die Deutsche Oper Berlin engagierte Sopranistin Michaela Kaune, welche die Naivität einiger "Wunderhorn"-Lieder von Gustav Mahler mit liebenswürdiger Strahlkraft erfüllte.Der Inbrunst des "Urlicht" in konzentriertem Vortrag kann man sich schwerlich entziehen.Ironie und Tragik im "Rheinlegendchen" oder "Wo die schönen Trompeten blasen" ließ sich aber nur schwer dort entwickeln, wo echte Trompeten in Differenzierungsansätze grob hineinfuhren.

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