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Kultur: Was heißt hier Liebe?

THEATER

Mit dem Humor halten es die meisten Menschen wie mit dem Wein: Im Zweifelsfall mögen sie ihn lieber halbtrocken. Um so erstaunlicher, wenn sich das Theater am Kurfürstendamm , das als privatwirtschaftlich geführtes Etablissement nun einmal auf den Zuspruch des breiten Publikums angewiesen ist, eines Ernst-Lubitsch-Films annimmt, also eines feinen Tropfens der Unterhaltungskunst, der unbedingt sec serviert werden muss. 1939 kam auf der Basis von Miklos Laszlos Theaterstück „Die Parfümerie“ Lubitschs „The shop around the corner“ heraus: Es geht um ein Paar, das im selben Geschäft arbeitet. Während sie sich im Arbeitsalltag mächtig beharken, tauschen sie parallel – unwissentlich – amouröse Botschaften aus: Er hat nämlich auf eine Kontaktanzeige hin einen anonymen Briefwechsel mit der Kollegin begonnen.

Unter dem Titel „E-mail für dich“ gab es 1999 ein Remake der Story mit Mey Ryan und Tom Hanks. Doch nicht diese für Hollywood geschmeidig gemachte Version, sondern das Original hat sich die Kudamm- Bühne vorgenommen. Unter dem Titel Rendezvous nach Ladenschluss zeigt man eine neue französische Adaption in deutscher Erstaufführung (bis 14. März).

Irgendwas allerdings klemmt am Premierenabend: Ist die Geschwindigkeit, in der sich die Handlung im Budapest der Dreißigerjahre entwickelt, vielleicht zu langsam für eine Boulevardbühne? Oder liegt es am Timing von Regisseur Frank-Lorenz Engel? Der Text beginnt nicht zu schweben. Über die groben Witze, über Axel Herrigs französischen Kellner und Maria Gräfes hysterische Kundin, wird herzlich gelacht. Dabei käme es vor allem auf Feinheiten an, auf Zwischentöne. Tanja Wedhorn schafft es nicht, als Briefe schreibende Buchverkäuferin im Umgang mit Dieter Landuris ihr Schwanken zwischen Zuneigung und Zickigkeit klar zu machen. Und auch ihre Mitspieler – Volker Brandt, Robert Tillian, Nela Bartsch, Martin Greif und Stefan Rosenthal – sind nie zweideutig. Viel zu glatt schließlich das Ende: Als er ihr reinen Wein einschenkt, sein Inkognito lüftet, nimmt sie ihn sofort mit Kusshand. War da was? Ein Schoppen Schicksal, sehr lieblich.

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