zum Hauptinhalt

Kultur: Was ihr wollt

Das Konzerthaus setzt alles auf eine Karte.

Wer bei einem Orchester ein Abonnement kauft, schenkt Vertrauen. Er bucht (und bezahlt) gleich eine ganze Reihe von Abenden, die der Veranstalter für ihn zusammenstellt. Dafür wird er mit einem Rabatt belohnt. Das gefällt nicht jedem. Immer mehr Menschen, die gerne ins Konzert gehen, mögen sich nicht lange im Voraus festlegen. Um sich ihre Wahlfreiheit zu erhalten, zahlen sie lieber den Vollpreis. Was jedoch nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie seltener gehen als die Abonnenten. Nur sind sie für die Veranstalter viel schwerer zu erreichen. Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt hat man sich darum nun etwas ausgedacht: die Konzerthaus Card. Sie hat die Größe einer Kreditkarte, kostet nichts und soll bei jeder Buchung genutzt werden. Je öfter ein Kunde Karten kauft, desto mehr Informationen kann das Konzerthaus über ihn sammeln. Um ihm im Gegenzug individuell abgestimmte Angebote zukommen lassen zu können.

Das Prinzip kennt man aus der Privatwirtschaft. Nur dass es dort beim Customer Relationship Management darum geht, dem Kunden möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Bei der Konzerthaus Card steht dieser Aspekt nicht im Vordergrund, schließlich handelt es sich um ein staatlich subventioniertes Haus. „Natürlich freuen wir uns, wenn wir langfristig über die Konzerthaus Card unsere Besucherzahlen steigern“, erklärt Intendant Sebastian Nordmann. „Viel wichtiger ist uns, dass die Besucher gezielt die Informationen erhalten, die sie interessieren. In einer Stadt mit so einem riesigen Kulturangebot wie Berlin ist es enorm schwer, den Überblick zu behalten. Wie oft habe ich von Bekannten schon den Satz gehört: Wenn ich es gewusst hätte, wäre ich hingegangen.“

Hier soll die Konzerthaus Card als Filter dienen. Und auch Kosten sparen. Denn wenn der Veranstalter weiß, was wen interessiert, muss er nicht jedem potenziellen Kunden gleich das Gesamtprogramm zuschicken. So könnte es gelingen neben den klassischen Abonnenten – beim Konzerthaus derzeit noch 13 000 – eine neue Stammkundschaft aus Spontankäufern aufzubauen.

Wer als Card-Kunde vier Mal pro Saison Tickets kauft, wird mit einer Premium-Variante belohnt. Mit der öffnen sich die Türen des Hauses dann auch mal außerhalb der üblichen Konzertzeiten. Zum Beispiel für exklusive Führungen, Probenbesuche oder ein Meet & Greet mit Künstlern, kurz, für Erlebnisse, die man nicht kaufen kann. Mit solchen Extras, davon ist Intendant Nordmann überzeugt, macht man sich langfristig Freunde. Freunde, die immer mal wieder spontan vorbeischauen. Frederik Hanssen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false