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Was machen wir heute?: All in

Als ich meine big blinds gespielt hatte, einige Runden lang wie eine calling station mitgegangen war und auch mehrmals von meinem Recht, zu checken Gebrauch gemacht hatte, musste ich all in gehen. Es half nichts bei dem Blatt, es war nicht so schlecht, um rauszugehen, es war sogar ganz gut, um noch weiter zu gehen, aber dafür fehlten mir im entscheidenden Moment die Reserven, kurzum: Ich schob alle meine bunten Spielchips auf den Tisch.

Als ich meine big blinds gespielt hatte, einige Runden lang wie eine calling station mitgegangen war und auch mehrmals von meinem Recht, zu checken Gebrauch gemacht hatte, musste ich all in gehen. Es half nichts bei dem Blatt, es war nicht so schlecht, um rauszugehen, es war sogar ganz gut, um noch weiter zu gehen, aber dafür fehlten mir im entscheidenden Moment die Reserven, kurzum: Ich schob alle meine bunten Spielchips auf den Tisch. Die Pokerrunde in meiner Wohnung wurde still; ich hatte drei Partien knapp verloren und damit viele meiner Spielchips, nun ging es um alles.

Ich hatte ein Full House – noch einmal griff ich zum Poker-Buch mit den vielen englischen Begriffen und sah, dass die Wahrscheinlichkeit für diese Kombination aus drei gleichen und zwei gleichen Karten bei 0,14 Prozent liegt. Stolz zeigte ich mein Blatt. Mein Gegner (der Name und der englische Begriff für seine Spielweise sind der Redaktion bekannt) deckte ebenfalls auf: ein Vierling, vier gleiche Karten. Wahrscheinlichkeit: 0,023 Prozent. Ab jetzt konnte ich mich um den Kaffee kümmern.

Während ich in der Küche das unterdrückte Lachen der anderen hörte, dachte ich über den Sinn des Pokerspiels nach. Geht es wirklich darum, immer mitzuspielen und Spaß zu haben, so wie ich das getan hatte – oder sollte man lieber mal gar nichts machen? Warten und zusehen, wie die anderen verlieren und gewinnen, und plötzlich, wenn das Blatt da ist, zuschlagen! Und also fragte ich mich: Bin ich eigentlich der Typ dazu?

Ich verteilte dann die Karten, damit ich was zu tun hatte, und sah den anderen zu. Sie spielten ihre big blinds, sie checkten und lachten, sie blufften und passten (im Englischen wie im Deutschen) dann doch; sie spielten so, als würde nichts passieren, und gewannen damit. Vielleicht ist dieses Spiel nichts für mich, dachte ich, und brach meine letzten Reserven an: Golden eingewickelte Geldstücke aus Schokolade. Robert Ide

Andy Haller: Poker für Einsteiger; Bassermann-Verlag, schon für 4,95 Euro.

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