zum Hauptinhalt

Was machen wir heute?: Alles bio

Der Druck auf die denkende Bevölkerung, etwas zu tun, damit die Welt gerettet wird, wächst ja quasi stündlich. Ich zähle mich voll mit zu den Verantwortlichen, und als ich neulich, von einem plötzlich erkalteten Nachmittag eisig am halb nackten Fuß erwischt, in einen Drogeriemarkt flüchtete, um dort ein paar schnelle Ad-hoc-Socken zu kaufen, war schon wieder eine Entscheidung fällig.

Der Druck auf die denkende Bevölkerung, etwas zu tun, damit die Welt gerettet wird, wächst ja quasi stündlich. Ich zähle mich voll mit zu den Verantwortlichen, und als ich neulich, von einem plötzlich erkalteten Nachmittag eisig am halb nackten Fuß erwischt, in einen Drogeriemarkt flüchtete, um dort ein paar schnelle Ad-hoc-Socken zu kaufen, war schon wieder eine Entscheidung fällig. Denn es gibt ja längst nicht mehr nur Bio-Wurst oder Bio-Käse, es gibt ja längst auch Bio-Socken. Die waren deutlich teurer als die herkömmlichen. Aber eben aus Bio-Baumwolle.

Und wenn mir über den Bio-Baumwollanbau nicht viel bekannt ist, so habe ich doch mal gehört, dass Nicht-Bio-Baumwollanbau durch hohen Düngerverbrauch und Pestizidfreudigkeit besticht. Die „taz“ hat mal ausgerechnet, dass bei der Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts bis zu neun Kilogramm Kohlendioxid entstehen. Und so ein T-Shirt wiegt ja nichts, das wiegt ja kaum so viel wie die Kniestrümpfe, die ich soeben aus dem Drogerieregal gegriffen hatte.

Aber die waren ja – wie gesagt – bio. Ich kaufte sie, löste sie noch im Drogeriemarkt aus der Verpackung, entsorgte diese fachgerecht im Verpackungsmüllsammelbehältnis und ging davon, mit warmen Füßen und dem guten Gefühl, eine richtige Entscheidung gefällt zu haben.

Leider ist es nicht immer so einfach, für das bessere, das biologisch korrektere Produkt den höheren Preiszuschlag zu zahlen. Die Bio-Socke war ja nur verhältnismäßig teuer. Sie kostete fünf Euro, auch wenn man diesen Betrag ja seit einer gewissen Regelsatzerhöhung kaum noch nennen darf, ohne als dekadent dazustehen. Aber fünf Euro (huch!) kann man haben. Als Nächstes jedoch brauche ich ein neues Auto. Vielmehr ein anderes Auto. Dass es ein neues wird, ist eher unwahrscheinlich, auch wenn das sicher die ökologisch korrekteste Wahl wäre. Ich suche derzeit bei Autoscout24. Und bin ein bisschen getröstet, dass man in den Suchkriterien noch nicht den CO2-Ausstoß angeben kann. Ariane Bemmer

Ökologisch korrekter wäre: die U-Bahn

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false