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Was machen wir heute?: Amerikaner essen

Seit die Lehman-Bank zerfiel und die Rentenplanung vieler Bürger mit sich riss, bin auch ich wieder mit Altersvorsorge befasst und werfe jeden Abend alle Zwei-Euro-Stücke, die sich in meinem Portemonnaie befinden, in einen großen Dekoschuh aus Glas, in dem früher Süßigkeiten waren. Da kommt recht schnell einiges zusammen.

Seit die Lehman-Bank zerfiel und die Rentenplanung vieler Bürger mit sich riss, bin auch ich wieder mit Altersvorsorge befasst und werfe jeden Abend alle Zwei-Euro-Stücke, die sich in meinem Portemonnaie befinden, in einen großen Dekoschuh aus Glas, in dem früher Süßigkeiten waren. Da kommt recht schnell einiges zusammen. Das werde ich jetzt horten wie ein Eichhörnchen seine Nüsse.

Das ist nur eine von vielen Arten, wie Amerika irgendwie in meinen Alltag eingreift. Eine andere ist ein Haufen T-Shirts neben dem Bügelbrett, die ich mal nähen müsste. Weil die Nähte aufgeplatzt sind. Am Kragen, an den Ärmeln. Ich sage es nicht gern, aber die sind alle von American Apparel. Das ist die Marke, die Berlin mit grell ausgeleuchteten Filialen überzieht, in denen fast ausschließlich Anziehsachen aus T-Shirt- oder Sweatshirtstoff verkauft werden, hergestellt im Hightech-Sunshine-Staat Kalifornien. Das ist eine schöne Gegend mit vielen Palmen, ich war da, ich hab’s gesehen, da macht mir keiner was vor. Nähen können die da nicht.

Aber darüber soll man heute nicht meckern. Denn: Heute! Ist! Es! So weit! Heute wählt Amerika einen neuen Präsidenten! Oh my goodness, rufe ich, that’s awesome! Und dann, ja, was mache ich dann bis in die Morgenstunden? Ich kauf mir wohl kein Westernpferd und miet mir auch keinen Hummer. Ich trag keine Jeans und keine Chucks und werf auch keinen Baseball. Ich mache etwas, was Zwei-Euro-Stücke im Portemonnaie hinterlässt: Ich esse Amerikaner.

Ein Amerikaner ist ein süßes, handtellergroßes, stumpf-kegelförmiges Gebäckstück aus Weizenmehl mit Zucker- oder Schokoladenguss, oft auch beidem, und einem Backtreibmittel namens Ammoniumhydrogencarbonat. Eine schwarzweiße, Wechselgeld provozierende Süßigkeit! Man kann erst McCain beißen und dann Obama oder umgekehrt. Wählen Sie Ihr Essen jetzt! Ariane Bemmer

Schwarz-weiße Amerikaner gibt es zum Beispiel bei Maitre Vite, einem französischen Bäcker in der Potsdamer Straße 96. Französisch! Mrs. Palin, ein Gespräch auf Leitung 1 ...

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