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Was machen wir heute?: An später denken

Draußen scheint die Sonne. Der Linden erstes helles Grün, noch kein Straßenstaub auf den Blättern.

Draußen scheint die Sonne. Der Linden erstes helles Grün, noch kein Straßenstaub auf den Blättern. Und dann die Wärme. Selbst der alte Funkturm sieht aus wie neu.

Am Schreibtisch sitzt der Rentner, schaut einen Moment hinaus, sieht dann auf das Strippenchaos des PC zu seinen Füßen. Stolperfalle! denkt er. Und die Sonne scheint durchs Fenster. Bestimmt blendet sie in den Augen, denkt der Rentner, und wenn er dann aufsteht und geblendet von der Sonne durch die Wohnung...Stolperfalle!

Der Rentner liest eine Bachelorarbeit: „Sozialarbeiterische Hilfestellungen zur Erhaltung der häuslichen Wohnsituation im Alter“. Er hat einer Freundin versprochen, ihre Examensarbeit durchzusehen. Dick ist die Arbeit, gut geschrieben. Die Freundin berichtet unter anderem konkret von einer behinderten alten Frau, die sie betreut hat. Tröstlich ist daran, dass der Rentner fühlt, er liest es zwischen den Zeilen, mit welchem Engagement die junge Frau arbeitet.

Dann geht er in seiner Wohnung umher, schaut auf die Schwellen – hohe, schöne Holzschwellen: die müssten dann wohl entfernt werden ... O, Gott, die Küche, ein schmaler Schlauch, wenden kannst du hier mit einem Rollstuhl nicht, ist ja viel zu eng. Auch der Flur zur Küche, viel zu schmal, viel zu schmal. Ins enge Bad kämst du gar nicht mehr herein. Die alte gusseiserne Badewanne ist zu hoch, Dusche nicht vorhanden... Immerhin der Fahrstuhl ist da.

Der Rentner setzt sich wieder an den Schreibtisch, liest weiter in der Arbeit, schaut hinaus: Draußen scheint noch immer die Sonne, der Winter ist vorbei, der Sommer ist da.

Des Rentners Frau kommt, und er erzählt von der Küche, von den Türschwellen, vom Bad. „Pfingsten! Hinaus ins Grüne!" meint seine Frau. „Na, dann, hinaus int Jrüne!!“

PlümperTipp: Hinaus!

Plümper

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