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Was machen wir heute?: Auf den Verkehr achten

Es ist Zeit für ein Bekenntnis. Ich bin ein recht unaufmerksamer Autofahrer. Das Auto weiß ja meist, wo es hin muss.

Manchmal bin ich auch ein wenig zu schnell und ich halte mich auch nicht stoisch an alle Ge- und Verbote. Aber wenn Kinder in mein Blickfeld kommen oder eine Schule, dann werde ich zum Verkehrsregelfetischist. Und das nicht erst, seit es Leonie gibt. Ich bin davon ausgegangen, dass es alle Berliner so halten.

Bis vor wenigen Tagen, als der Autofahrer vor mir auf dem Zebrastreifen vor Leonies Schule fast ein Mädchen umgefahren hat. Es waren nur Zentimeter, die zwischen dem schultaschenbepackten Kind und dem roten Wagen gelegen haben. Vom Fahrtwind und wahrscheinlich vom Schreck getroffen, sprang das Mädchen, dass Leonie nicht kannte, aber geschätzt nicht viel älter war als sie, zurück auf den Gehweg. Der Autofahrer war schon mit hoher Geschwindigkeit und gefährlich dicht vor mir in die Hauptstraße gebogen und hatte noch mal beschleunigt. Tempo 30 sieht anders aus.

Ein Einzelfall, könnte man meinen, ein Spinner. Aber leider ist das nicht so. Denn ich habe in den drauffolgenden Tagen das getan, was ich abgrundtief hasse. Ich habe mich auf die Lauer gelegt. Vor der Schule, auf dem Weg zur Arbeit, an vielbefahrenen Plätzen. Ich beobachte Autofahrer in Berlin. Und das Ergebnis ist erschreckend. Nicht nur vor Leonies Schule, überall in der Stadt herrscht Anarchie auf der Straße. Die Zahl der Beinaheunfälle in den Tagen hat selbst mich als unerschrockenen Fahrer überrascht.

Kinder warten mit ihren Eltern an Straßenecken, und Autos ziehen ungebremst um die Kurve. Es gibt sogar Eltern, die langsam vor die Schule vorfahren, ihre Kinder sorgsam auspacken und danach mit voller Kraft aus der Parklücke preschen. Das ist normalerweise die Stelle, an der die Pointe kommt. Aber diesmal fehlen mir angesichts des Berliner Verkehrs einfach die Worte.Ingo Wolff

Morgen ist autofreier Sonntag. Eine gute Gelegenheit, mit den Kindern sicheres Fahrradfahren für den Nahverkehrskampf zu üben.

Ingo Wolff

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