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Was machen wir heute?: Babysitter sitten

Im Sommer sah es noch so aus, als hätten wir den Durchbruch erlangt: Jan und Josefine allein zu Hause, ganz ohne Babysitter. Kinder wie Eltern fühlten sich mächtig gereift, bereit für die neue Freiheit.

Im Sommer sah es noch so aus, als hätten wir den Durchbruch erlangt: Jan und Josefine allein zu Hause, ganz ohne Babysitter. Kinder wie Eltern fühlten sich mächtig gereift, bereit für die neue Freiheit. Aber dann brach Josefine ein. Das Knacken des Dielenbodens, die Schritte im Treppenhaus, das Wehen draußen waren ihr doch zu unheimlich. Ein heikler Moment: Sollten wir die Neunjährige mit guten Worten („Du bist doch schon ein großes Mädchen, dein Zwillingsbruder passt auf dich auf.“) oder mit sanfter Erpressung („Als Belohnung kriegt ihr Kinder hinterher das Honorar für den Sitter, zumindest einen Teil davon.“) dazu zwingen? Wir haben es nicht über’s Herz gebracht. Wer weiß, welch kindliche Schäden solch druckvolle Situation verursacht?

Wie gern hätten wir das Geld anders verprasst. Nun mussten wir uns wieder auf Sittersuche begeben. Ganze Dynastien haben nacheinander nächtens auf unserem Sofa gehockt – die Tochter der Haushaltshilfe, deren Klassenkamerad, dessen kleine Schwester und schließlich deren beste Freundin. Immer wenn das Abitur, das Auslandssemester nahte, kam der Nächste. Auch wir haben davon profitiert, wurden über’s Wochenende im Austausch in die Studentenbude nach Paris eingeladen, weil die gute Thordis auf Berlin-Tour mit Jan und Josefine gehen wollte. Ohne Eltern, versteht sich.

Wahrscheinlich ist das der Haken. Wenn sich schon Mama und Papa amüsieren gehen, dann wollen auch die Kinder davon etwas haben. Also muss für sie das Unterhaltungsprogramm in Gestalt eines Babysitters eingeladen werden – spielen, vorlesen bis zum Anschlag. Seit nun die wunderbare Josephine zu uns gestoßen ist, haben wir noch schlechtere Karten. Sobald sie durch die Türe tritt, werden wir Eltern schleunigst zu unserer Verabredung geschickt, denn Josephine ist Halbfranzösin, kann Arabisch, Aerobic, dass die Gläser wackeln, kennt japanische Begrüßungszeremonien und malt die schönsten Comics. Die große Freiheit kann warten. Nicola Kuhn

Bei der Babysittersuche können nette Kollegen, aber auch das Internet helfen.

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