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Was machen wir heute?: Behandlung sparen

Wie ein Ost-Berlinerdie Stadt erleben kann - beim Füßehochlegen.

Von David Ensikat

Wenn ich unseren Herrn Rösler im Fernsehen sehe, habe ich kein gutes Gefühl. Ich ahne, wie schlimm es um unser Gesundheitssystem steht, sehe im Fernsehen unseren Mann dafür, Herrn Rösler, und denke, dass der ganz genauso aussieht wie der Azubi in meiner Sparkasse, der dazu da ist, die Leute an seine älteren Kollegen zu verweisen, welche ihm in sein Arbeitszeugnis schreiben werden, dass er sich stets sehr bemüht hat.

Ich glaube, auf unseren Herrn Rösler können wir uns nicht verlassen, der wird sich Mühe geben, aber hinbekommen wird er nichts. Wir müssen alle ran.

Anfang Januar habe ich mir, saisonal bedingt, den Fuß sehr schlimm verstaucht. Ich habe abgewartet, bis er doppelt so dick war, und bin erst dann zur Rettungsstelle gehumpelt. Da saß ich zwei Stunden, in denen insgesamt ein Patient gerettet wurde, vier weitere warteten noch vor mir. Ich humpelte, Kosten schonend, wieder heim und las im Internet, dass die Ärzte bei solchen Sachen sowieso nur sagen: ruhigstellen, hochlegen, kühlen. Das kostet nichts, dachte ich, das mach ich mal. Nach acht Wochen kühl-ruhigen Hochlegens war es schon etwas besser, aber noch nicht ganz. Man riet mir: Geh’ zum Arzt, wer weiß, was das ist. Ich ging zum Arzt, der sagte, alles entscheidend sei die laterale Aufklappbarkeit des OSG. Da muss man röntgen. Drei Tage später war die Röntgenärztin erreichbar, ich ließ sie röntgen und sollte eine Woche auf den Befund warten, welcher nach einer Woche noch nicht fertig war. Aber am Tag darauf. Er ist knapp: „Im Seitenvergleich keine vermehrte laterale Aufklappbarkeit im OSG re. Keine Frakturzeichen.“ Zum Doktor bin ich nicht mehr gegangen, sondern nach Hause, Fuß hochlegen, kühlen, Tagesschau gucken. Wenn sie da den Herrn Rösler zeigen, kann ich sagen: Auch ich habe mich stets bemüht. David Ensikat

Gehen Sie nicht zum Arzt, schonen Sie sich, sehen Sie fern, mittwochs 22 Uhr, 3Sat: „In Treatment“, da behandelt ein Psychotherapeut gegen Bargeld.

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